USA: Erneut Gentechnik-Kartoffel zugelassen

(02.09.2015) Die Landwirtschaftsbehörde der USA hat den Anbau einer weiteren gentechnisch veränderten Kartoffel genehmigt. Die gv-Kartoffel verfügt über mehrere neue Eigenschaften: Sie ist resistent gegen die Kraut- und Knollenfäule, bleibt länger frisch in Geschmack und Farbe, ist weniger anfällig für grau-schwarze Flecken und beim Frittieren sollen weniger gesundheitsschädliche Acrylamide entstehen. Entwickelt wurde die Kartoffel von der J.R.Simplot Company, einem führenden Agrarhändler in den USA, der Fast Food-Ketten wie McDonalds mit Kartoffeln beliefert.

Befall durch Phytophthora

Kartoffelpflanzen mit Phytophthora-Befall. Die neuen Innate- Kartoffeln besitzen eine Resistenz gegen diesen Pilz, der die Kraut- und Knollenfäule verursacht.

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Fritten

Fritten - lecker braun und dennoch ohne hohe Acrylamid-Gehalte. Die gv-Kartoffeln sind so verändert, dass in ihren Knollen bestimmte Stoffe in geringeren Mengen vorkommen. Aus ihnen können sich beim Backen oder Frittieren Acrylamide bilden.

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Für die neue gv-Kartoffel mit dem Markennamen Innate (2nd generation, Event W8) wurde die in den USA gängige Kartoffelsorte Russet Burbank gentechnisch verändert. Im Unterschied zu der bereits Ende 2014 zugelassenen Innate-Kartoffel besitzt Innate W8 eine Resistenz gegen Phytophthora infestans, den Erreger der Kraut- und Knollenfäule. Diese weltweit bedeutendste Kartoffelkrankheit verursacht in der Landwirtschaft große Ertragsausfälle und Kosten. In einer Anbausaison müssen mehrfach Fungizide - im Ökolandbau Kupferpräparate - gespritzt werden.

Für die Resistenz gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule wurde ein Gen aus einer argentinischen Wildkartoffel übertragen (Rpi-vnt1). Dabei wurde ausschließlich Erbmaterial aus Kartoffeln verwendet. Aus anderen Pflanzenarten oder Organismen stammende Gene wurden nicht übertragen, auch keine Markergene. Ein solcher Ansatz - nur arteigenes Erbmaterial zu nutzen - wird als cisgen (cis=diesseits) im Unterschied zu transgen (trans=jenseits) bezeichnet.

Neben der Phytophthora-Resistenz besitzt die neue Innate -Kartoffel W8 eine Reihe weiterer Merkmale, die auch schon die im Vorjahr zugelassene Innate -Kartoffel aufweist. So sollen beim Erhitzen bis zu 70 Prozent weniger Acrylamide entstehen. Diese stehen als erbgutverändernd und als Auslöser von Krebs unter Verdacht.

Bei der Innate-Kartoffel werden die für die Bildung von Acrylamiden nötigen Ausgangsstoffe in den Knollen reduziert: die Aminosäure Asparagin sowie bei der Umwandlung von Stärke entstehende Zucker. Um das zu erreichen, haben die Simplot -Wissenschaftler entsprechende Stoffwechselwege in den Knollen unterdrückt, indem daran beteiligte Gene „abgeschaltet“ wurden (RNA-Interferenz).

Mit der gleichen Technologie, der RNAi-Interferenz, wurden in den Innate-Kartoffeln noch weitere Gene „abgeschaltet“ und damit die Bildung verschiedener Enzyme blockiert - mit dem Resultat, dass die Kartoffeln weniger anfällig sind für die Bildung grau-schwarzer Flecken durch Transport und Lagerung sowie für Bräunungsprozesse nach dem Schälen und Anschneiden (enzymatic browning). Außerdem können sie bei kälteren Temperaturen gelagert werden.

Die Innate W8-Kartoffeln wurden über zwei Jahre an elf verschiedenen Freisetzungsstandorten im Freiland getestet. Sie zeigten keine Auffälligkeiten in Wuchs, Knollenbildung oder anderen Anbaueigenschaften und unterschieden sich nicht von den konventionellen Russet Burbank-Kartoffeln, die zum Vergleich angebaut wurden.

Die neue Kartoffel soll 2017 auf den Markt kommen. Zuvor müssen noch die Gesundheits- (FDA) und die Umweltbehörde (EPA) grünes Licht geben.

Die Innate-Kartoffeln der ersten Generation wurden 2015 auf etwa 160 Hektar angebaut, für 2016 sind 800 Hektar geplant. Die Firma Simplot will sich im nächsten Jahr noch auf die Vermarktung der gv-Kartoffel als frische Speisekartoffel (White Russets) konzentrieren, um die Verbraucher von ihren Vorteilen zu überzeugen - in der Hoffnung, dass die großen Fast-Food-Ketten dann nachziehen. Das ist bislang aber nicht der Fall. So hat McDonalds bereits deutlich gemacht, dass eine Nutzung der Innate-Kartoffel nicht geplant sei.