EU: Kaum neue Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen

(31.07.2014) In der EU sind 2014 nur noch zehn Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen neu angemeldet worden. Damit setzt sich die Tendenz der Vorjahre fort: Seit 2009 ging die Zahl der bei der zuständigen Stelle in Brüssel registrierten Freisetzungen um neunzig Prozent zurück. Einige Versuche, die sich über mehrere Anbauperioden erstrecken und bereits in den Vorjahren gemeldet wurden, werden auch 2014 fortgeführt. Wie schon 2013 gibt es in Deutschland auch in diesem Jahr keinen Freilandversuch mit gentechnisch veränderten Pflanzen.

Freisetzungen in Europa bis 2014

Freisetzungen EU 2008-2014; Anzahl der von den Mitgliedsstaaten in einem Jahr neu gemeldeten Anträge

JRC, Joint Research Centre; Stand: 30. Juli 2014

Freisetzungen in Deutschland bis 2014

Freisetzungen Deutschland 2005-2014 ; Anzahl der Standorte (durchgeführte Freisetzungen)

Standortregister BVL;Stand: 30. Juli 2014

Freilandversuche: Rechtsvorschriften in Europa

Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen werden in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten geprüft und - falls keine Gefahren für Mensch und Umwelt bestehen - genehmigt. Die nationalen Behörden melden die Anträge bei der EU-Kommission, die in eine zentrale Datenbank beim Joint Research Centre (JRC) eingespeist werden. Ein Antrag kann Freilandversuche mit einer bestimmten gv-Pflanze an mehreren Standorten und über mehrere Jahre umfassen.

2014 verzeichnet die beim Joint Research Centre (JRC) geführte zentrale europäische Datenbank nur noch zehn neu beantragte Freisetzungen mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Im Vorjahr waren es noch 23, 2009 sogar 109. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen jeden Antrag - unabhängig davon, ob er später genehmigt und tatsächlich durchgeführt wird - über die EU-Kommission an die JRC-Datenbank melden.

Vier der 2014 dort neu aufgenommenen Versuche finden in Spanien statt, drei in Schweden, jeweils einer in Großbritannien, Tschechien und Polen. In allen übrigen Ländern sind 2014 keine neuen Anträge eingegangen. Deutschland ist nun schon das zweite Jahre ohne gv-Pflanzen im Freiland.

Inzwischen haben die meisten internationalen Unternehmen den Anbau weiterer gv-Pflanzen in Europa aufgegeben und entsprechende Zulassungsanträge zurückgezogen. Daher gibt es kaum noch Freilandversuche, in denen solche Pflanzen unter verschiedenen klimatischen Bedingungen getestet und die für ein Zulassungsverfahren erforderlichen Daten ermittelt werden.

Nur noch in Spanien sind 2014 zwei solche Anträge eingegangen. Dort will das französische Züchtungsunternehmen Limagrain an mehreren Standorten verschiedene neue Sorten testen, in die gentechnisch vermittelte Merkmale wie Schädingsresistenz oder Herbizidtoleranz eingekreuzt wurden. In Tschechien plant ein Forschungsinstitut eine zweijährige Versuchsreihe mit dem herbizidtoleranten gv-Mais NK603, um Wirksamkeit und Umweltfolgen der Unkrautbekämpfung zu untersuchen.

Alle übrigen in der JRC-Datenbank neu aufgenommen Freilandversuche beschäftigen sich mit Grundlagenforschung und Entwicklungsprojekten, die noch weit von jeder kommerziellen Anwendung entfernt sind. Genehmigt ist bereits ein auf drei Jahre angelegter Freilandversuch des britischen Rothamsted Research Institutes mit einem neu entwickelten gv-Leindotter. Anstelle minderwertiger Fettsäuren produziert dieser mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure, die vor allem in bestimmten Fischen vorkommt und denen eine vorbeugende Wirkung bei Herz-Kreislauferkrankungen zugeschrieben wird.

Weitere Projekte, die nach der ersten Phase im Gewächshaus nun mit Testreihen ins Freiland gehen wollen, beschäftigen sich mit Pappeln (Biomasse, Holzqualität), Kartoffeln (höherer Stärkeanteil, Resistenzmechanismus gegen Phytophthora), Mais (Vitaminanreicherung) und Ackerschmalwand (Arabidopsis, Grundlagenforschung). In allen Fällen haben Universitäten die Anträge eingereicht.

Einige bereits genehmigte mehrjährige Freilandversuche werden auch 2014 fortgesetzt, etwa an der Universität Wageningen (Niederlande), wo seit 2012 eine Versuchsreihe mit schorfresistenten Apfelbäumen läuft, in die ein Resistenzgen aus einem japanischen Wildapfel eingeführt wurde. Ebenfalls in Wageningen gehen die Tests mit einer dort entwickelten Kartoffel weiter, die eine dauerhafte Resistenz gegenüber Phytophthora , dem Erreger der Kraut- und Knollenfäule zum Ziel hat.