White Russet Kartoffeln Simplot

White Russet: Direktvermarktung einer Gentechnik-Kartoffel

(23.11.2016) Zugelassen wurde sie in den USA bereits im November 2014: Die erste Generation der Gentechnik-Kartoffel Innate, eine Kartoffel, die weniger schnell braune Flecken bekommt und die beim Erhitzen weniger gesundheitsschädliches Acrylamid entstehen lässt. Doch bisher zeigen die großen Fast Food-Ketten der gv-Kartoffel die kalte Schulter. Mit einer aufwändigen Marketingkampagne will der Hersteller die Verbraucher nun direkt von ihren Vorteilen überzeugen. Immerhin wurden schon etwa 18.000 Tonnen unter dem Markennamen White Russet im ganzen Land verkauft – die meisten als frische Speisekartoffel.

White Russet Kartoffeln Simplot

Die Innate-Karoffel (Erste Generation) ist in den USA schon in vielen Supermärkten unter dem Markennamen „White Russet“ erhältlich. Mit ihren besonderen Eigenschaften soll sie die Konsumenten überzeugen. Als „gentechnisch verändert“ gekennzeichnet ist sie jedoch nicht.

Kristin Armstrong mit Innate White Russet-Trikot

Kristin Armstrong, zweifache Goldmedaillengewinnerin im Radfahren bei den Olympischen Spielen (2008 und 2012) wirbt für White Russet.

Fotos: J.R. Simplot Company

Entwickelt wurde die Innate-Kartoffel von der J.R.Simplot Company, einem führenden Agrarhändler in den USA, der Fast-Food-Ketten wie McDonalds mit Kartoffeln beliefert. Die neue Kartoffel besitzt denn auch genau die Eigenschaften, die diese sich für eine Kartoffel wünschen. So bekommt sie nicht so schnell grau-schwarze Flecken bei Transport und Lagerung, beim Schälen und Aufschneiden bleibt sie länger hell und frisch. Die Firma wirbt damit, dass erhebliche Mengen an Kartoffelabfällen (10 bis 15 Prozent) eingespart werden könnten, sowohl auf dem Feld als auch in der Verarbeitungs- und Verkaufskette und den Privathaushalten. Außerdem sollen beim Erhitzen der Innate-Kartoffel bis zu 70 Prozent weniger Acrylamide entstehen. Diese stehen unter dem Verdacht krebserregend zu sein.

Bislang halten sich die Fast-Food-Ketten jedoch zurück, weil Einzelhandel und Verbraucher zumehmend kritisch gegenüber gentechnisch veränderten Produkten eingestellt sind. So hatten McDonalds und Frito-lay schon Anfang 2015 kurz nach Zulassung der Innate-Kartoffel erklärt, diese vorerst nicht nutzen zu wollen.

Simplot verfolgt deshalb die Strategie, die Verbraucher über den Verkauf von frischen Innate-Speisekartoffel von deren Vorteilen zu überzeugen - in der Hoffnung, dass die großen Ketten dann nachziehen. Um die Kartoffel auf dem Markt zu etablieren, hat sie ein offensives Marketing-Konzept entwickelt. So konnte sie zwei Spitzensportlerinnen für die Vermarktung der Innate-White Russet-Kartoffel gewinnen. Die Radsportlerin Kristin Armstrong, zweifache Olympia-Goldmadaillengewinnerin, trägt den White Russet-Schriftzug auf ihrem Trikot und tritt in einem Werbe-Video auf. Die Kampfsportlerin Holly Holm erklärte sich gar werbewirksam bereit, auf einen Sack mit White Russet einzuschlagen, als Beweis für die Unempfindlichkeit der Kartoffel gegen unschöne Druckstellen.

Dass die Innate-Kartoffel gentechnisch verändert ist, umschreibt Simplot lieber als moderne Biotechnologie und betont, dass keine fremden Gene eingeführt wurden. Schon der Name Innate (angeboren, eigen) verweist darauf, dass die neuen Eigenschaften natürlicherweise in der Kartoffel angelegt sind. Mit Hilfe der RNAi-Technologie wurden verschiedene Gene stillgelegt und damit Stoffwechselwege in den Knollen verändert. Als Ausgangssorte wählte Simplot unter anderem die beliebte Speisekartoffel Russet Burbank und vermarktet die neue Kartoffel als „White Russet“, die im Unterschied zu ihrer konventionellen Schwester nach dem Schälen und Anschneiden „weiß“ bleibt.

2015 startete der kommerzielle Anbau der Innate-Kartoffeln der ersten Generation mit gerade mal 160 Hektar, 2016 waren es dann schon 2600 Hektar, vor allem in Idaho und Wisconsin. Laut Firmenangaben erhöhte sich der Anteil der brauchbaren Kartoffeln um 15 Prozent. 18.000 Tonnen White Russet-Kartoffeln - etwa ein Prozent aller Kartoffelverkäufe - wurden in 35 US-Bundestaaten verkauft, in zahlreichen Geschäften und Restaurants, als frische Speisekartoffel, aber auch tiefgefroren und verarbeitet zu Chips.

Anbau und Vermarktung der gv-Kartoffeln will Simplot strikt von der konventionellen Kartoffelproduktion trennen. Auf allen Stufen der Produktion soll genau festgehalten werden, wo sich Innate-Kartoffeln zu einem gegebenen Zeitpunkt befinden (CLS Closed Loop System). So müssen die Kartoffelanbauer die GPS-Koordinaten der Felder melden, auf denen sie Innate-Kartoffeln anbauen wollen. Die Firma plant, Verträge mit Landwirten abzuschließen, die exklusiv nur Innate-Kartoffeln anbauen und auf den Anbau konventioneller Kartoffeln verzichten. Sie will nicht den gleichen Fehler machen wie Monsanto mit seiner Kartoffel New Leaf, die Ende der 1990er Jahre auf den Markt kam. Auch damals wollten einige verarbeitende Unternehmen die gv-Kartoffel nicht abnehmen und Monsanto hatte versäumt, die Biotech-Kartoffeln von konventionellen Kartoffeln getrennt zu halten.

Unterdessen ist auch die zweite Generation der Innate-Kartoffel auf dem Weg. Sie hat die gleichen Eigenschaften wie die erste Innate-Kartoffel, ist aber durch Übertragung eines Gens aus Wildkartoffel zusätzlich resistent gegen die Kraut- und Knollenfäulle. Eine erste Zulassung erfolgte im September 2015 - auch hier war die Ausgangssorte Russet Burbank -, zwei weitere im Oktober 2016 (Ranger Russet und Atlantic). Simplot hat schon mit der Saatgutvermehrung begonnen, die Umweltbehörde wird voraussichtlich im Dezember oder Januar grünes Licht geben.

Innate-Kartoffel 1. Generation:
- Seit 2001 in der Entwicklung - Freilandversuche 2009 bis 2011 in elf Bundesstaaten
- Zulassung USA November 2014, Zulassung Kanada März 2015 
- 2015 erstmaliger Anbau auf etwa 160 Hektar
- Weitere Zulassungen angestrebt für Japan, Mexiko, China, Südkorea, Australien, Neuseeland und Taiwan.
Innate-Kartoffel 2. Generation:
- Zulassung USA September 2015, zwei weitere Sorten Oktober 2016


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