Kleinbauern in Afrika

Metastudie zum Anbau von Gentechnik-Pflanzen: Weniger Pflanzenschutzmittel, mehr Erträge

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen bringt den Landwirten höhere Erträge und es werden weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt als in der konventionellen Landwirtschaft. Das ist das Ergebnis einer Meta-Analyse, für die Göttinger Agrarwissenschaftler 147 Studien aus verschiedenen Regionen ausgewertet haben. Diese Vorteile sind in Entwicklungsländern deutlich größer als in Industrieländern.

Ob der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen sich für die Landwirte auszahlt, ob die Erträge steigen und weniger Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden als in der konventionellen Landwirtschaft, wird vor allem von gentechnik-kritischen Gruppen immer wieder angezweifelt. Sie berufen sich auf Studien, die eine eher negative Bilanz des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen ziehen. Daneben es gibt es auch andere, die zu positiven Ergebnissen kommen. Oft sind die Studien jedoch nicht vergleichbar, da sie unter verschiedenen Voraussetzungen erstellt wurden.

Baumwolle, Kleinbauer in Indien

Kleinbauern in Afrika und in Indien: Der Anbau von gentechnisch verändertem Mais oder Baumwolle kann ihre wirtschaftliche Situation verbessern.

Matin Qaim

Prof. Matin Qaim, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität Göttingen. Er hat zusammen mit Wilhem Klümper die Meta-Analyse erstellt und bei PLOS ONE veröffentlicht.

Fotos: GUA Göttingen

Jetzt haben die beiden Göttinger Agrarwissenschaftler Prof. Matin Qaim und Wilhelm Klümper eine Meta-Analyse erstellt, für die sie 147 Studien aus verschiedenen Ländern nach einem einheitlichen Daten-Schema statistisch analysiert haben. Einbezogen waren verschiedene Untersuchungen über den Anbau von gv-Sorten bei Mais, Soja und Baumwolle, sowohl solche mit Resistenzen gegen Schadinsekten (Bt-Protein) als auch mit Herbizidtoleranz.

Einige Studien, die in die Meta-Analyse einflossen, waren öffentlich finanziert, andere von Unternehmen oder industrie-nahen Verbänden, aber auch solche von eher gentechnik-kritisch eingestellten NGOs. Berücksichtigt wurden Untersuchungen, die in Fachjournalen veröffentlicht und wissenschaftlich überprüft (peer review) worden sind, sowie nicht offiziell publizierte Studien („Graue Literatur“) und Vorträge auf Fachtagungen.

Die Ergebnisse der Meta-Analyse von Qaim und Klümper im Überblick:

  • Die Ernteerträge stiegen mit dem Anbau von gv-Pflanzen durchschnittlich um 22 Prozent.
  • Die Menge der eingesetzten Pflanzenschutzmittel ging um 37 Prozent zurück, vor allem als Folge des Anbaus insektenresistenter Bt-Pflanzen (minus 42 Prozent). Ganz anders bei herbizidtoleranten Pflanzen: Hier stiegen die Herbizid-Mengen sogar leicht an (plus 2 Prozent). Die Kosten für Pflanzenschutzmittel gingen mit gv-Pflanzen sowohl bei insekten- (minus 43 Prozent) wie bei herbizidresistenten (minus 25 Prozent) gegenüber konventionellen Sorten zurück.
  • Das Einkommen der Farmer stieg mit dem Anbau von gv-Pflanzen um durchschnittlich 68 Prozent.
  • Die positiven wirtschaftlichen Effekte - mehr Ertrag und Einkommen - sind in den Entwicklungsländern deutlich ausgeprägter als in den Industrieländern. Die Steigerungen liegen hier um 60 Prozent höher.

Die Meta-Analyse bestätigt, so die beiden Autoren, dass trotz der Heterogenität der einzelnen Studien, „die durchschnittlichen agronomischen und wirtschaftlichen Vorteile von gv-Pflanzen groß und bedeutend sind. Die Auswirkungen variieren stark, vor allem hinsichtlich des veränderten Merkmals der Kulturpflanzen und nach der geografischer Region.“

In Studien der Grauen Literatur ohne wissenschaftliche Begutachtung wie sie vor allem im gentechnik-kritischen Umfeld erstellt werden, fallen die wirtschaftlichen Auswirkungen deutlich schlechter aus als in den übrigen Studien und werden eher „nach unten geschätzt“. Aber selbst wenn diese Ergebnisse in die Meta-Analyse eingerechnet werden, verändert sich das Gesamtergebnis nicht wesentlich. Die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Anbaus von gv-Pflanzen „bleiben beträchtlich“.