Gentechnik und Ökolandbau: Demo in Berlin, neue Ideen in Kalifornien

(20.01.2011) Unter dem Motto „Wir haben es satt“ wird während der „Grünen Woche“ in Berlin unter anderem gegen Gentechnik in der Landwirtschaft demonstriert. Während die Diskussion darüber in Europa festgefahren ist, hat in den USA ein Buch die Bestsellerlisten erobert, das für die Kombination von ökologischer Landwirtschaft und Grüner Gentechnik plädiert.

Anlässlich der „Grünen Woche“ haben zahlreiche Umwelt- und Verbraucherorganisationen zu einer Demonstration aufgerufen, weil sie eine Tendenz zu einer immer stärkeren Industrialisierung der Landwirtschaft sehen. Der Aufruf richtet sich gegen Grüne Gentechnik, Patentierung lebender Organismen, Massentierhaltung, Spekulation mit Lebensmitteln und Agrarexporte in Entwicklungsländer, die die lokalen Märkte zerstören.

Raul Adamchak

Raoul W. Adamchak: “Der ökologische Landbau hat eine Reihe von Anbaumethoden zu bieten, die die Belastung der Umwelt durch die Landwirtschaft verringern. Diese Methoden müssen in die konventionelle Landwirtschaft integriert werden.“

Pamela Ronald

Pamela C. Ronald: „Wir brauchen aber auch verbessertes Saatgut. Dafür benötigen wir auch moderne molekularbiologische Verfahren wie die Gentechnik.“

In der deutschen und europäischen Diskussion wird Gentechnik zumeist – wie auch hier - mit der Kontrolle der Landwirtschaft durch eine global agierende Agrarindustrie gleichgesetzt. Eine völlig andere Sichtweise wird in einem Buch vertreten, das 2010 in den USA zu den Top10-Bestsellern bei den Wissenschaftsbüchern zählte: Tomorrow`s Table von Pamela Ronald und Raoul Adamchak.

Pamela Ronald ist eine renommierte Pflanzengenetikerin, die sich mit der Stresstoleranz bei Pflanzen beschäftigt und vor einigen Jahren mit Hilfe der markergestützten Selektion eine überflutungstolerante Reissorte entwickelte. Ihr Ehemann Raoul Adamchak ist Biolandwirt und war Präsident der California Certified Organic Farmers. Beide lehren an der University of California, Davis.

Damit bei fortschreitendem Klimawandel und knapper werdenden Ressourcen genug Nahrungsmittel für eine steigende Weltbevölkerung produziert werden können, plädieren Ronald und Adamchak dafür, die jeweils besten Lösungen aus dem ökologischen Landbau und aus der modernen Pflanzenzüchtung zu nutzen.

Um die Bodenerosion und die Umweltbelastung durch Dünger und Pestizide zu verringern, solle die konventionelle Landwirtschaft Praktiken des ökologischen Landbaus übernehmen. Dazu gehören Fruchtwechsel statt Monokulturen, die Anpflanzung von Bodendeckern, die Düngung mit kompostiertem organischen Material und der Einsatz nützlicher Insekten. Der effektivste Weg, um mit Bedingungen wie Dürre, Überschwemmung, Bodenversalzung und Schädlingsbefall fertigzuwerden, sei dagegen die Züchtung resistenter bzw. toleranter Sorten. Dies sei schon immer ein wichtiges Ziel in der Pflanzenzüchtung gewesen, und man müsse alle verfügbaren Methoden einsetzen, unter anderem auch gentechnische Verfahren.

Ronald und Adamchak unterscheiden zwischen der Gentechnik als Züchtungsmethode und den ökonomischen Rahmenbedingungen. Die Kritik an gv-Pflanzen sei eigentlich eine Kritik an den Geschäftsmodellen der internationalen Saatgutfirmen, an der Patentierung von Saatgut und an der Art und Weise, wie Mais- und Sojaanbau in den USA und Südamerika betrieben wird.