Grüne Woche: Proteste für und gegen Gentechnik

(22.01.2012) Diskussionen um die Grüne Gentechnik polarisieren auch in diesem Jahr die Internationale Grüne Woche, die noch bis zum 29. Januar in Berlin stattfindet. Am Samstag zog eine Demonstration gegen industrielle Landwirtschaft und gegen Gentechnik durch das Regierungsviertel. Während der Eröffnung am Freitag hatten Wissenschaftler „gegen die Abwanderung deutscher Spitzenforschung im Bereich der Grünen Gentechnik“ und die „Untätigkeit der Politik“ protestiert.

Gegen Grüne Gentechnik, Demo Berlin 2012

Gegen Grüne Gentechnik: Forderung auf der Demonstration gegen die Agrarpolitik am 21. Januar in Berlin.

Grüne Woche 2012, Pro-Demo

Für Grüne Gentechnik: Prof. Hans-Jörg Jacobsen und der Verein Forum Grüne Vernunft protestierten gegen die schlechte Rahmenbedingungen in Deutschland und eine Abwanderung der Forschung ins Ausland.

Grüne Woche 2012, Ursula Heinen

Pflanzenforschung: Auf dem Erlebnisbauernhof (Halle 3.2.) zeigte das BMBF aktuelle Forschungsprojekte, etwa zur Umweltsicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen. Unter den Besuchern war auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Ursula Heinen (rechts).

Fotos: Informationsdienst Gentechnk / www.keine-gentechnik.de (oben); Forum Grüne Vernunft / www.forum-gruene-vernunft.de (Mitte), biosicherheit (unten)

Zu der Demonstration unter dem Motto „Wir haben es satt! Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ hatte ein breites Bündnis von Verbraucher-, Umwelt-, Tierschutzschutz- und landwirtschaftlichen Organisationen aufgerufen. Nach Angaben der Veranstalter zogen 23.000 Teilnehmer durch das Regierungsviertel. Auf der Schlusskundgebung vor dem Kanzleramt verlangten zahlreiche Redner eine grundsätzliche Neuausrichtung der Agrarpolitik. Agrarzahlungen müssten an ökologische, soziale und Tierschutzkriterien gekoppelt werden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hatte bei einer Auftaktveranstaltung zur Grünen Woche die Ausrichtung der Demonstration kritisiert. Sie schlage die Schlachten von gestern, sagt sie nach einem Bericht der Tageszeitung taz. Einige der Forderungen seien längst erfüllt. „Die Landwirtschaft hat sich stark verändert zugunsten der Verbraucher, der Tiere und der Umwelt.“

Die Demonstranten forderten auch ein Verbot der Grünen Gentechnik. Einige Transparente feierten die in der vergangenen Woche bekannt gewordene Entscheidung der BASF, Forschung und Entwicklung im Bereich der Pflanzenbiotechnologie in die USA zu verlagern und vorerst alle auf den europäischen Markt ausgerichteten Gentechnik-Projekte - wie etwa die Stärkekartoffel Amflora - einzustellen.

Für den Verein Forum Grüne Vernunft war die BASF-Entscheidung Anlass, am Eröffnungstag der Grünen Woche gegen „die Abwanderung deutscher Spitzenforschung im Bereich Grüner Gentechnik ins Ausland und die Untätigkeit der Politik“ zu demonstrieren.

Am Beispiel seiner eigenen Forschungen wies der Pflanzengenetiker Prof. Hans-Jörg Jacobsen von der Leibniz Universität Hannover auf die schlechten Rahmenbedingungen in Deutschland hin. Er habe sich entschieden, „erfolgversprechende Projekte mit gentechnisch veränderten pilzresistenten Erbsen und trockentoleranten Ackerbohnen nicht in Deutschland durchzuführen.“ Die Verlagerung nach Nordamerika begründete er damit, dass Feldversuche in Deutschland einen hohen finanziellen und personellen Aufwand erforderten und die Wahrscheinlichkeit einer Feldzerstörung zu groß sei. Nach Angaben von Forum Grüne Vernunft sind in den letzten Jahren mehr als 140 Forschungsprojekte oder Feldversuche aufgrund öffentlichen Drucks aufgegeben oder zerstört worden.