Spanien: Anbau von Gentechnik-Mais steigt um 20 Prozent

(19.08.2013) Die Landwirte in Spanien haben 2013 deutlich mehr gentechnisch veränderten Mais ausgebracht. Die Flächen stiegen gegenüber dem Vorjahr um zwanzig Prozent auf nunmehr knapp 140.000 Hektar, ein Drittel der spanischen Maiserzeugung. Damit unterscheidet sich Spanien stark von der Entwicklung im übrigen Europa. Es ist das einzige EU-Land, in dem gentechnisch veränderte Mais in der Landwirtschaft angekommen ist. Angebaut werden dort ausschließlich Sorten, die aus dem Bt-Mais MON810 von Monsanto hervorgegangen sind.

Mais, Befall Maiszünsler

Maiskolben mit Fraßspuren von Maiszünsler-Larven. Dadurch können Pilzsporen in die Pflanzen eindringen. Einige von ihnen produzieren Pilzgifte (Mykotoxine), die Lebens- und Futtermittel belasten. Bt-Mais ist oft weniger mit solchen Giften belastet als herkömmliche Maispflanzen.

Die größten Flächen, auf denen in Spanien 2013 MON810-Mais ausgesät wurde, liegen in der Region Aragon (57.300 Hektar). Auch in Katalonien (35.000 Hektar), Extremadura und Andalusien haben sich Bt-Maissorten durchgesetzt. Dort ist inzwischen der Befall mit dem Schädling Maiszünsler sehr hoch und Bt-Sorten eine wirksame und ökonomisch interessante Alternative zum Einsatz von Insektiziden. Mit Bt-Mais können die Landwirte die Kosten für Pflanzenschutzmittel reduzieren und haben zudem weitaus weniger Ertragsausfälle als Folge des Schädlingsbefalls. Um zu verhindern, dass sich resistente Zünsler etablieren, ist die Anlage von Refugienflächen mit konventionellem Mais vorgeschrieben.

In den vergangenen Jahren hatten sich die meisten spanischen Landwirte bei Befragungen zufrieden mit den Bt-Maissorten gezeigt. Nachdem sie sich einmal für dieses Bekämpfungskonzept entschieden hatten, blieben die meisten dabei. Dieser Trend der letzten Jahre hat sich offenbar weiter fortgesetzt.

Bei der landwirtschaftlichen Nutzung von gentechnisch verändertem (gv-) Mais unterscheidet sich Spanien stark vom übrigen Europa. Bis auf kleinere Flächen in Portugal und Tschechien wird in keinem anderen europäischen Land gv-Mais angebaut. In mehreren großen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und Polen haben die Regierungen nationale Verbote verhängt und damit die 1998 erteilte EU-weite Anbauzulassung für MON810-Mais außer Kraft gesetzt.

Monsanto hatte vor kurzem angekündigt, sich nicht mehr aktiv um die Vermarktung von gv-Saatgut in Europa zu bemühen und die laufenden Anträge für neue Anbauzulassungen zurückzunehmen. Davon ausgenommen bleibt jedoch der MON810-Mais, der von Monsanto weiterhin in einigen EU-Staaten - in erster Linie Spanien - vertrieben wird, wo „ein für eine erfolgreiche Vermarktung dieser Sorten notwendiges Umfeld“ (Monsanto) vorhanden ist.

Seit längerem steht bei MON810 die in den EU-Gesetzen für alle gv-Pflanzen nach zehn Jahren generell vorgeschriebene Neu-Zulassung zur Entscheidung. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die wissenschaftliche Sicherheitsbewertung bereits abgeschlossen, jedoch zögert die Kommission, die Mitgliedsstaaten über die Neu-Zulassung abstimmen zu lassen. Bis dahin ist die alte MON810-Zulassung in Kraft, die auch den Anbau in Spanien rechtlich absichert.

Nach einer möglichen Neu-Zulassung von MON810, bei der auch zahlreiche neue wissenschaftliche Studien über die Umweltverträglichkeit berücksichtigt wurden, dürfte es für die Regierungen erheblich schwieriger werden, nationale Verbote aufrecht zu erhalten.