Weltgipfel Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg

Auf dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung, der am 26. August in Johannesburg begann, steht die Grüne Gentechnik nicht auf der offiziellen Tagesordnung - dennoch spielt das Thema im Hintergrund eine wichtige Rolle.

Vor zehn Jahren, auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio, wurde „Nachhaltige Entwicklung“ zum Leitbild der Internationalen Politik. Allerdings ist es bisher nur in Ansätzen gelungen, dieses in konkrete, wirksame Maßnahmen und Vereinbarungen umzusetzen.

Der Johannesburg-Gipfel soll neue Impulse liefern - für eine internationale Klima- und Energiepolitik, für die Sicherung des Rechts auf Nahrung und sauberes Wasser. Bei vielen Fragen geht es um ein neues Verhältnis zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern.

Die Grüne Gentechnik - die Anwendung der Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung sowie der Handel mit den Produkten - ist kein Hauptthema der offiziellen Tagesordnung. Doch im inoffiziellen Teil ist es durchaus präsent.

**Grüne Gentechnik - ein Thema für den Nachhaltigkeits-Gipfel?

Vor allem die Länder, die bereits großflächig gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen, wollen den Gipfel nutzen, um die Vorbehalte vieler Importländer gegen GVO-Agrarprodukte zu entkräften.

Doch ob die Grüne Gentechnik in das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung passt, dürfte auch in Johannesburg strittig diskutiert werden.

  • Agrobiotech-Unternehmen, aber auch viele Wissenschaftler werden darauf hinweisen, dass insekten- oder herbizidresistente Pflanzen dazu beitragen könne, den Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Weniger Ernteverluste durch Schädlingen und Pflanzenkrankheiten können in Entwicklungsländern dazu führen, weniger Land für die Landwirtschaft umzunutzen. Der Druck gerade auf die für die Artenvielfalt bedeutenden Flächen könnte dadurch reduziert werden.
  • Viele der in Johannesburg teilnehmenden Umweltverbände und Globalisierungskritiker sehen das anders. Aus Ihrer Sicht gefährdet die Gentechnik die Artenvielfalt; sie bringt die Landwirte der Südens in eine Abhängigkeit von den großen, multinationalen Unternehmen und nimmt ihnen die Verfügung über das Saatgut. Zudem verweisen die Gentechnik-Kritiker auf andere, integrative und „angepasste“ Konzepte, die weitaus besser das Ernährungsproblem lösen können.

** Biosafety Protocol - ein Vertrag zu einemstrittigen Thema

Dennoch: die Grüne Gentechnik - der grenzüberscheitende Handel mit ihren Produkten - ist eines der wenigen Politikfelder, in denen seit Rio konkrete Vereinbarungen ausgehandelt wurden. Das Cartagena-Protokoll über die Biologische Sicherheit (Biosafety Protocol) wurde 2000 nach langen Verhandlungen unterzeichnet. Die Basis dafür ist das 1992 in Rio verabschiedete Abkommen über die Biologische Vielfalt.

Inzwischen haben 26 von 103 Unterzeichnerstaaten das _Biosafety Protocol_ratifiziert. Fünfzig Staaten sind notwendig, damit das Abkommen international rechtsverbindlich wird. Auch die EU gab in Johannesburg offiziell die Ratifizierung bekannt. Bis zum Jahresende, so hofft man, könne das _Protocol_in Kraft treten.