Gv-Weizen: Anbau in Nordamerika ab 2005?

In USA und Kanada zeichnet sich die Zulassung von gentechnisch verändertem Weizen ab. Noch in diesem Jahr (2003) ist mit einem Abschluss des Verfahrens zu rechnen. Allerdings sind viele Farmer davon nicht begeistert. Wenn es zu einem Anbau kommen sollte, fürchten sie um die Absatzchancen für ihren Weizen vor allem in Europa und Asien.

Angekündigt ist er seit Jahren - der vom weltweit führenden AgroBiotech-Unternehmen Monsanto entwickelte herbizidresistente RoundupReady-Weizen. Seit Ende 2002 liegen die Genehmigungsunterlagen den zuständigen Behörden in USA und Kanada zur Entscheidung vor.

Mit der zu erwartenden Zulassung werden in Nordamerika erstmals gv-Weizensorten auf den Markt kommen.

Schwieriger Weizen. Verglichen mit anderen Pflanzenarten hat es bei Weizen länger gedauert, die ersten gentechnisch veränderten Sorten zu entwickeln. Bei Weizen bereitet es erheblich mehr Schwierigkeiten, fremde Gene in Zellen einzuschleusen und daraus neue Pflanzen mit neuen Merkmalen zu regenerieren.

Inzwischen hat man diese Probleme weitgehend gelöst. Die Zahl der Freisetzungsversuche mit transgenem Weizen zeigt, dass Forschung und Entwicklung allmählich auch hier zu marktfähigen Sorten führen.

  • In den USA sind bisher ca. 250 Versuche genehmigt worden.
  • In Kanada wurden allein 2001 59 Freisetzungen mit transgenem Weizen registriert.
  • Auch in der EU steigt die Zahl der Weizen-Freisetzungen an; bisher wurden 23 Versuche in Großbritannien, Spanien, Italien und Belgien zugelassen.

Die wichtigsten Ziele sind Herbizidresistenz und Resistenzen gegen Pilzkrankheiten wie Mehltau oder Fusarien sowie gegen Pflanzenviren.

In den USA ist Weizen mit gentechnisch vermittelter Herbizidresistenz schon seit längerem anwendungsreif. Schon für 2002 hatte das führende Agrobiotech-Unternehmen Monsanto die Markteinführung von gv-Weizen (_RoundupReady)_geplant.

Seit Dezember 2002 läuft das Zulassungsverfahren - und es ist kaum damit zu rechnen, dass aufgrund von Sicherheitsbedenken eine Freigabe verweigert wird. Die entscheidende Frage ist, ob sich die neuen Sorten auf den nordamerikanischen Märkten durchsetzen werden.

Zwar zeigte sich in Umfragen eine Mehrheit der US-Farmer bereit, gv-Weizen anzubauen, doch in den USA und Kanada wächst die Befürchtung, damit die Exportmärkte in Europa und Asien zu gefährden.

Märkte ohne Akzeptanz: Teure Trennung. Derzeit deutet nichts darauf hin, dass sich die ablehnende Haltung der Verbraucher in Europa und vielen Ländern Asiens ändern könnte - erst recht nicht, wenn es um eine symbolisch aufgeladene Kulturpflanze wie den Weizen geht.

Vorerst werden die für die US-amerikanischen Farmer wichtigen Exportmärkte konventionellen Weizen verlangen. Damit steht die Agrarbranche vor einem schwierigen Problem: Im Erzeugerland werden Weizensorten angebaut, welche die Kunden in Europa und Asien nicht wollen.

Eine ähnliche Situation gibt es seit Jahren bei Mais und Soja - und man hat inzwischen erfahren müssen, dass unter diesen Vorzeichen eine „Koexistenz“ zwischen gentechnischen und konventionellen Anbaukonzepten kaum möglich ist.

  • Eine vollständige hundertprozentige Trennung von konventionellem und transgenem Weizen von der Ernte bis zum Endprodukt ist kaum möglich. Minimale, jedoch nachweisbare GVO-Beimischungen sind nicht vollständig auszuschließen.
  • Die Kosten für den Aufbau und Betrieb von technischen Systemen, mit denen konventionelle und gentechnische Qualitäten getrennt werden können, steigen mit den zulässigen Toleranzwerten. Derzeit ist in der EU bei Lebensmitteln ein Schwellenwert von 0,9 Prozent vorgeschrieben, bis zu dem GVO-Anteile nicht unter die Kennzeichnungspflicht fallen.
  • Verschiedene Studien haben errechnet, dass bis zu einer Toleranzgrenze von einem Prozent die Kosten für die Trennung weitaus höher sind als Kosteneinsparungen durch geringeren Herbizidverbrauch, der beim Anbau herbizidtoleranter Sorten erwartet wird.
  • Erst bei einer Toleranzschwelle von fünf Prozent könnte sich der Anbau von gentechnisch verändertem Weizen rechnen. Doch obwohl sich die US-amerikanischen Regierung darum bemüht, scheint es derzeit ausgeschlossen, dass die EU die GVO-Schwellenwerte heraufsetzt.

Knackpunkt Schwellenwerte. Vor diesem Hintergrund sind viele Farmer in USA und Kanada nicht begeistert über die geplante Markteinführung von gentechnisch verändertem Weizen. Auch landwirtschaftliche Verbände und Organisationen zeigen sich skeptisch und verweisen auf die schlechte Erfahrung mit Mais und Soja, bei denen als Folge des Anbaus von gv-Sorten der Export zurückgegangen ist.

Dennoch hält Monsanto an den Plänen fest. Nach Angaben des Unternehmens sind die Untersuchungen zur Lebensmittelsicherheit und Umweltverträglichkeit des gv-Weizens abgeschlossen.

Parallel dazu will das Unternehmen den Farmer beraten, wie sie in der Praxis gv- und konventionellen Weizen trennen können. Geeignete Konzepte und Programme sollen entwickelt werden.

Voraussetzung jedoch bleibt, dass sich die Handelspartner auf praktikable Toleranzwerte einigen.