Gatersleben: Versuchsfeld mit gentechnisch verändertem Weizen zerstört

(21. 04.2008) Radikale Gentechnik-Gegner haben in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) einen Freisetzungsversuch mit gentechnisch verändertem Weizen zerstört. Bei dem Versuch sollten verschiedene Konzepte überprüft werden, den Eiweißgehalt in Weizenkörnern zu erhöhen und so die Futtermittelqualität zu verbessern.

Die aus sechs Personen bestehende Gruppe ist am frühen Montag auf das Gelände des Leibniz-Instituts für Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben eingedrungen. Mit Hacken wurde der größte Teil der im Spätherbst ausgesäten Pflanzen zerstört. Eine wissenschaftliche Auswertung ist wahrscheinlich nicht mehr möglich, so ein Sprecher des Instituts. Nach Angaben der Polizei seien die Täter vorläufig festgenommen worden. Gegen sie werde wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch ermittelt.

Zerstörung Weizenversuch Gatersleben

Zerstörung des Versuchsfelds auf dem Gelände des IPK Gatersleben.

Foto: gendreck-weg

Zerstörung Weizenversuch Gatersleben

Das Ergebnis: Ausgerissene Weizenpflanzen.

Foto: IPK Gatersleben

Das Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hatte den Freisetzungsversuch mit gentechnisch verändertem Weizen bereits 2006 unter Auflagen genehmigt. Eine erste Versuchsreihe fand 2006/07 statt.

In den Weizen wurden zwei Gene aus Gerste und Ackerbohne eingeführt. Damit sollte der Transport bestimmter Protein-Bausteine in die Weizenkörner verbessert werden, um dort den Eiweißgehalt zu erhöhen. Nach ersten Tests im Gewächshaus sollte die Funktionalität und das Verhalten des in Gatersleben entwickelten gv-Weizens im Freiland überprüft werden.

Eine unmittelbare kommerzielle Nutzung dieses gv-Weizens war nicht angestrebt.

Gentechnik-kritische Gruppen hatten den Versuch vor allem wegen seiner Nähe zur Genbank Gatersleben abgelehnt. Dort werden 150.000 Samenmuster von 3.000 Arten aufbewahrt, darunter auch Weizen. Ein Teil dieser Muster wird jährlich auf kleinen Parzellen ausgesät und vermehrt. Die Kritiker befürchteten, gv-Weizen könnte in diese Pflanzen auskreuzen und so den Bestand der Samenmuster gefährden.

Zwischen den Versuchsflächen mit gv-Weizen und den Vermehrungsflächen der Genbank liegt jedoch ein Abstand von 500 Metern. Zudem ist Weizen Selbstbefruchter, so dass eine Auskreuzung mit Sicherheit auszuschließen ist.

Oberstes Gebot der Genbankarbeit, so das IPK in einer Erklärung zu den Diskussion um die Weizen-Versuche, sei seit jeher die Vermeidung von Auskreuzungen zwischen den Pflanzen unterschiedlicher Herkünfte, um sie im „Originalzustand“ zu erhalten. Molekulare Untersuchungen haben gezeigt, dass dies durch die bisherige Anbaupraxis beim Weizen gelungen ist. Seit über fünfzig Jahren seien tausende unterschiedliche Weizenherkünfte mehrfach im Feld vermehrt worden, ohne dass eine Vermischung nachgewiesen werden konnte.

Schon 2003/04 waren in Bernburg (Sachsen-Anhalt) Feisetzungsversuche mit pilzresistentem gv-Weizen zerstört worden. Das Schweizer Agrounternehmen Syngenta, das an neuen Konzepten gegen Pilzerkrankungen bei Getreide arbeitet, hatte daraufhin seine Forschung in Europa eingestellt und nach Nordamerika verlagert.

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