Ölpalm-Plantage in Malaysia

Palmöl (Palmkernöl, Palmfett)

mögliche Anwendung der Gentechnik Kennzeichnung
Palmöl-Ersatz, hergestellt mit gv-Mikroalgen (Verwendung bisher nur in Wasch- und Reinigungsmitteln) nein

Palmöl bzw. Palmfett wird aus Palmfrüchten gewonnen.

Noch vor Sojaöl ist Palmöl das weltweit meist angebaute Pflanzenöl der Welt. Die Welterzeugung ist in den letzten Jahren stark angestiegen (2001: 25,6 Mio. t, 2015: 60 Mio.t ). Mit einem Anteil von zusammen 85 Prozent sind Malaysia und Indonesien die wichtigsten Anbauländer. Dort haben sich die dafür benötigten Flächen seit 1990 verzehnfacht.

Umwelt- und Naturschutzorganisationen kritisieren die weiter steigende Nachfrage nach Palmöl, weil für Plantagen in großem Stil Regenwälder gerodet werden. Dadurch sind die Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten bedroht.

Wegen seiner besonderen technologischen und geschmacklichen Eigenschaften wird Palmöl vor allem in der Lebensmittelindustrie verwendet, etwa bei Backwaren, Süßwaren oder Margarine. In jedem zweiten Lebensmittelprodukt sollen Zutaten aus Palmöl enthalten sein. - Palmöl übersteht hohe Verarbeitungstemperaturen, ohne dass sich wie bei anderen pflanzlichen Fetten die unerwünschten, gesundheitlich problematischen Trans-Fettsäuren bilden. Bei Raumtemperaturen bleibt Palmöl fest, schmilzt aber rasch, wenn es verzehrt wird, und ruft dabei ein angenehmes Mundgefühl hervor. Palmöl wird auch zu hochwertigen Spezialfetten weiterverarbeitet.

Der zweite wichtige Einsatzbereich für Palmöle sind Wasch- und Reinigungsmittel, vor allem zur Herstellung von Tensiden. Solche waschaktiven Stoffe sind in allen Wasch- und Reinigungsmitteln enthalten (Anteile 3 bis 30 Prozent). Sie werden entweder aus Erdöl hergestellt oder aus tropischen Ölen, in der Regel Palmkernöl. Ein Ersatz durch alternative Stoffe aus anderen Rohstoffquellen ist schwierig, da sie nicht die Qualität von Palmöl erreichen. Die Nachfrage nach Tensiden aus nachwachsenden Rohstoffen - und damit die Produktion von Palmkernöl - hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Das betrifft auch Öko-Reinigungsmittel.

Palmöl Ecover

Fermenter statt Plantagen. Ecover, ein weltweit aktives Unternehmen für ökologische Wasch- und Reinigungsmittel plant in seinen Produkten künftig Tenside und andere waschaktive Substanzen einzusetzen, die nicht mehr aus Palmöl stammen, sondern biotechnisch mit Hilfe von Mikroalgen hergestellt werden.

Großes Foto oben: Ölpalmen-Plantage in Malaysia, Wikimedia

Gentechnik

Das kalifornische Technologieunternehmen Solazyme (neuer Name: TerraVia) hat ein Verfahren entwickelt, Palmöl-Ersatz mit Hilfe von Mikroalgen zu produzieren. Solche Algen (Prototheca moriformis) bilden aus pflanzlichen Rohstoffen Öle, unter natürlichen Bedingungen allerdings nur in geringen Mengen. Mit Konzepten der Synthetischen Biologie sind die entsprechenden Stoffwechselwege in den Algen optimiert worden, so dass der Fettanteil von 15 auf 80 Prozent gesteigert werden konnte. Zudem weisen die Algen-Öle eine Fettsäurezusammensetzung auf, die der von Palmöl ähnlich ist.

In Brasilien ist inzwischen eine erste Anlage mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen in Betrieb gegangen. Nährstoff für die Algen ist Zuckerrohr. Es sind aber auch andere Pflanzen sowie stärkehaltige Rest- und Abfallstoffe verwendbar.

Die Algen werden in geschlossenen Fermentern kultiviert, anschließend „geerntet“, getrocknet und aus der Algenmasse die Öle oder andere Spezialchemikalien isoliert. Zunächst werden so vor allem Tenside für die Wasch- und Reinigungsmittel produziert. Später sollen mit Hilfe optimierter Algen weitere hochwertige Stoffe hergestellt werden, darunter Kerosin (Flugbenzin).

Kennzeichnung. Die Mikroalgen sind mit Hilfe von Verfahren optimiert worden, die der Synthetischen Biologie zuzurechnen sind. Während bei der klassischen Gentechnik meist einzelne Gene isoliert und auf andere Organismen übertragen werden, versucht die Synthetische Biologie, ganze Stoffwechselwege zu modifizieren und dann in einfache, wissenschaftlich gut erforschte Mikroorganismen – wie etwa Algen – zu integrieren.

Es ist davon auszugehen, dass die Palmöl-Ersatzstoffe produzierenden Mikroalgen in Europa als „gentechnisch verändert“ eingestuft werden. Sollten daraus Lebensmittelzutaten gewonnen werden, wären sie wie alle mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellten Stoffe nicht kennzeichnungspflichtig. Voraussetzung ist allerdings, dass die so produzierten Stoffe vollständig frei von Resten der Mikrooalgen – einschließlich ihrer DNA – sind.

Zulassung EU: Lebensmittel und Lebensmittelzutaten, die neuartig sind oder nach einem „neuartigen Verfahren“ hergestellt werden, müssen nach der Novel Food-Verordnung (EG 258/97) zugelassen bzw. notifiziert werden. Die Hersteller müssen nachweisen, das der Verzehr gesundheitlich unbedenklich ist. Zudem sind die Produkte so zu deklarieren, dass die Konsumenten nicht irregeführt oder getäuscht werden.

Es ist davon auszugehen, dass mit Hefe hergestellte Palmöl-Ersatzstoffe in der EU als „neuartiges Lebensmittel“ eingestuft werden und damit zulassungspflichtig sind.