Zur ganz kleinen Ergänzung habe ich mir mal einige der fast unendlich vielen Folien (94 Stück!) angesehen
:
Folie 7, 2. Zeile: Rechtschreibfehler: "dass" anstatt "das"
Folie 8: Da wird es hochwissenschaftlich - ein Normalbürger wird sicher unendlich dankbar sein für diese Art der Aufklärung - mit Chelator oder Kation.
Zur Erinnerung: Ein Kation ist ein positiv geladenes Ion. Naja. Das sollte man einem interessierten Oberschüler erklären können. Aber das mit dem Chelator, das wird verdammt schwierig. Bei Wikipedia fand ich Folgendes:
Zitat:
Die Bezeichnung Chelatkomplexe – oder auch verkürzt als Chelate bezeichnet – steht in der Komplexchemie für Verbindungen, bei denen ein mehrzähniger Ligand (besitzt mehr als ein freies Elektronenpaar) mindestens zwei Koordinationsstellen (Bindungsstellen) des Zentralatoms einnimmt. Der Ligand heißt in diesem Fall Chelator (griech. Χηλή, chele für „Krebsschere“). Beim Zentralatom handelt es sich meistens um ein zweifach positiv geladenes Metallion (etwa Fe2+, Cu2+). Liganden und Zentralatom sind über koordinative Bindungen verknüpft. Das bedeutet, das bindende Elektronenpaar wird allein vom Liganden bereitgestellt.
Alles klar?
Folie 13: Glyphosat-Anwendung: da wird die "Vorerntesikkation" erwähnt und "Totspritzen von Kartoffeln". Da hätte sich die Frau Professor im Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit besser informieren sollen. In der Tat findet man bei den vielen in Deutschland zugelassenen Glyphosat-Produkten bei Getreide die Vorerntebehandlung, deklariert als Ernteerleichterung oder bei Lagergetreide als Sikkation, meist bis 7 Tage vor der Ernte, Ausnahmen: bei Getreide zur Saatguterzeugung oder bei Braugetreide. Vereinzelt gibt es auch Zulassungen zur Sikkations-Anwendung bei Raps, bei Senf-Arten, bei Lein, Ackerbohnen, Lupinen oder Futtererbsen. Zulassungen zum Totspritzen von Kartoffeln waren da nirgends zu finden. Hat da die Hohe Dame ihre Phantasie walten lassen? Oder wird das irgendwo im Ausland praktiziert? Hätte ich irgendwo in eier Behörde darüber zu befinden, ob das zulässig sein sollte, ich würde strikt Nein sagen. Denn das würde bedeuten, dass Wirkstoff in die Knolle verlagert werden kann, und da gehört er nicht hin, nicht in Konsum - und schon gar nicht in Pflanzkartoffeln.
Folie 14: Glyphosat-Anwendung: Da hat die Frau Professor glatt einiges vergessen, so z.B.
im Ackerbau - nach der Ernte, vor der Neuaussaat. Unter mitteleuropäischen Bedingungen war und ist das ideal zur Bekämpfung mehrjähriger Unkräuter wie Quecke. Sie hätte auch tropische Plantagekulturen erwähnen können wie Kaffee, Kautschuk, Ölpalme.
Folie 16: Fotos zu Glyphosat zur Bekämpfung von Unkräutern: Zwei der drei Fotos stammen vom BUND, da ist sachliche Korrektheit garantiert: Vor allem bei der Anwendung ganz offensichtlich im Kleingarten - mit weißem Schutzanzug wie beim Ebola-Bekämpfungs-Personal. Brrr, und ich Simpel habe bei mir im Kleingarten wiederholt Roundup gespritzt, ohne Schutzkleidung. Toll, dass ich das überlebt habe!
Folie 17: schlampige Rechtschreibung (unsinnige Trennung) im Wort "Nichttargetorga-nismen". Was soll sich Otto Normalverbraucher darunter vorstellen? "Nichtzielorganismen" wäre sicher besser verständlich. Aber das klingt natürlich nicht so hochgestochen wissenschaftlich.
Oder was ist "Degradierung"? Klingt "Abbau" weniger wissenschaftlich?
Immerhin steht da am Ende "relativ schnelle Degradierung".
Dann aber in
Folie 22: "Ausbringung im Herbst verlängert Abbauzeit". Na klar, nachdem weiter oben erklärt worden war, dass Persistenz und Transport vom Bodentyp, Klima, MO (soll wohl heißen: Mikro-Organismen) und Bodenbearbeitung abhängen. Logischerweise passiert der Abbau umso schneller, je intensiver das Bodenleben ist. Und das hängt natürlich ab von der Witterung. Ich habe Roundup-Versuche (nicht für Monsanto!) zur Queckenbekämpfung aus den 1980er Jahren in Erinnerung, in denen zu verschiedenen Zeiten im Herbst behandelt wurde. Das funktionierte selbst bei saukaltem Wetter im November noch super, auch wenn man die Wirkung erst im Frühjahr beurteilen konnte. Wir haben dabei keine Rückstandsanalysen im Frühjahr gemacht, aber es war klar, dass der Wirkstoff unter diesen Bedingungen nicht nach 2 oder 3 Wochen verschwunden war.
Folie 24: Was ist "Bodenmatrix"? Hier mal wieder Wikipedia:
Zitat:
Das Bodengefüge (auch: Bodenstruktur) ist ein Begriff der Bodenkunde und bezeichnet die räumliche Anordnung der festen Bodenbestandteile. Das gesamte Bodenvolumen der Bodenmatrix teilt sich in das Volumen der festen Bodensubstanz und in das Porenvolumen auf.
Nicht jeder Zuhörer einer Veranstaltung mit der Frau Professor hat seinen Laptop auf dem Schoß, um im Bedarfsfall mal schnell googeln zu können.
Folie 29: Was bitteschön ist "extravasales Gewebe"? Wer versteht das ohne Fachwörter-Lexikon?
Und was ist "Eliminationshalbwertszeit"?
Folie 30: Einfluss von Glyphosat auf die Tiergesundheit - "Spurenelementmängel"
bitte welche Spurenelemente werden zu knapp?
Folie 33: Schlampige Rechtschreibung: Unsinnige Trennungsstriche wie
"zusätz-lichen" oder "Agrobacte-rium"
Dass glyphosatresistente Pflanzen Glyphosat aufnehmen, ist ja eigentlich eine Binsenweisheit, denn erst in der Pflanze wird der Wirkstoff inaktiviert.
Folie 34: Dass die RR-Sojabohne zum Import und zur Verarbeitung als Lebens- oder Futtermittel zugelassen wurde, ohne dass die Endprodukte gekennzeichnet werden mussten, stimmt nicht. Es gab 1997 die Novel Food Verordnung der EU, wonach Produkte mit analytisch nachweisbaren Bestandteilen aus gv-Pflanzen gekennzeichnet werden mussten. 2004 folgte die Änderung: Jetzt muss ein Produkt gekennzeichnet werden, das Bestandteile aus gv-Pflanzen enthält auch wenn die analytisch nicht nachweisbar sind.
Folie 38: Was sollen in dieser Tabelle so merkwürdige Abkürzungen wie "Rindermischpellets Mö", oder "Rindermischpellets Po" oder oder??? Für Futtermittelspezialisten sicher verständlich, aber nicht für Fachfremde. Woher kamen die Glyphosat-Rückstände? Was enthielten diese Pellets? Soja, oder gar "Gen-Soja"? Mais oder vielleicht auch "Gen-Mais"?
Folie 48: Kritik am BfR: Am liebsten gleich alle "Agrargifte" verbieten wie in El Salvador. Nach dem Motto "Von El Salvador lernen heißt Siegen lernen!!"
Danach hatte ich genug. Diese Mischung aus für Laien unverständlichem und deshalb ungemein beeindruckenden wissenschaftlichem Geschwurbel, Falschbehauptungen und schlampigen Formulierungen - das langt.
Mir fehlte aber was: Im zweiten Teil werden erschreckende Bilder gezeigt von Symptomen kranker Rinder, Symptome für die Glyphosat verantwortlich sein soll. Was ist eigentlich in Nordamerika passiert in all den vielen Jahren? Da müsste das eigentlich ja noch viel schlimmer sein als bei uns. Oder?