Ich habe gestern erst einen interessanten Vortrag von Harald von Witzke (HU Berlin) am MPI MP gehört, in dem dieses Thema auch behandelt wurde (Nachzulesen auch hier:
http://www.gjae-online.de/recherche/pag ... urrPage=32)
Die Botschaft war, dass angesichts der Bedeutung der Landwirtschaft in den Industriestaaten viel zu wenig dafür getan wird. Als Schlüssel zur Lösung des Welternährungsproblems wurde aufgrund der nicht ausweitbaren Flächen die Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft ausgemacht. Und da hinken insbesondere die Industriestaaten hinterher, die eigentlich aufgrund ihres Entwicklungsstandes Vorreiter sein müssten. In der EU beträgt die Steigerung gerade einmal 0,6 %, was vor allem an der vernachlässigten Agrarforschung liegt. Aber solche Botschaften mag man in Europa gar nicht gerne hören, wo doch aus Luxusgründen die Biolandwirtschaft auf 20 % ausgeweitet werden soll. Andererseits hat die EU das größte Saldo zwischen Export und Import von allen entwickelten Regionen und verbraucht außerhalb so viel Fläche wie die von ganz Deutschland. Solche Zahlen wollte man bei der EU-Kommission nicht glauben, da sie dort ihre eigene Statistik nicht lesen konnten und die importierten Agrarrohstoffe für die weiter verarbeitende Industrie vergaßen. Solche Erkenntnisse sind nicht weit verbreitet, weil sie natürlich nicht dem mainstream des Gutmenschentums entsprechen. Auch der weit verbreitete Appell, dann eben auf Fleisch zu verzichten, ist aus Sicht des Agrarökonomen kein wirksamer Ansatz, weil 1. die entwickelten Staaten gerade einmal 18 % der Weltbevölkerung ausmachen und 2. der Wegfall von Nachfrage die Erlöse der ohnehin gebeutelten Landwirtschaft vermindert, was dann Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft hat.
Die Aussichten zur Ernährungsproblematik bis 2050 waren nicht sehr rosig. Global gesehen sind Bestrebungen der entwickelten Länder zu mehr extensiven Bewirtschaftungsformen kontraproduktiv. Wenn die EU – was sie sich natürlich auf die Fahnen schreibt – hier Teil der Lösung und nicht des Problems sein will, sollte sie ihre Hausaufgaben machen und mittels Technologieförderung und Intensivierung vom Nettoimporteur zum Nettoexporteur werden. Aber das ist mit so lieb gewonnenen Marotten wie die zur Nahrungserzeugung konkurrierende Bioenergieerzeugung und wie extensive Biolandwirtschaft nicht zu schaffen.