Weizen

Gentechnik-Weizen: In Deutschland entwickelt - in der Schweiz freigesetzt

(31.10.2016) Auf der Freisetzungsfläche Protected Site in der Schweiz darf in den nächsten sechs Jahren gentechnisch veränderter Winterweizen aus Deutschland zu Versuchszwecken angebaut werden. Das schweizerische Bundesamt für Umwelt BAFU bewilligte Ende Oktober einen entsprechenden Antrag der Forschungsanstalt Agroscope. Im Gewächshaus lieferte der gv-Weizen fünf Prozent mehr Ertrag im Vergleich mit herkömmlichem Weizen. Nun soll sich zeigen, ob er auch unter Feldbedingungen höhere Erträge bringt.

Protected Site von oben 5.6.2014

Die Protected Site in Reckenholz. Hier werden in Feldversuchen „Nutzen und mögliche Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen“ untersucht. Die Einrichtung dieses gesicherten Geländes zu Forschungszwecken wurde vom Schweizer Parlament beschlossen.

Foto: Susanne Brunner, Agroscope

Zerstörung Weizenversuch Gatersleben

Feldzerstörung. 2008 vernichteten Gentechnikgegner große Teile des Freilandversuchs mit gv-Winterweizen in Gatersleben.

Foto: IPK

Weizenkörner Agroscope, IPK

Fünf Prozent mehr Ertrag. Die gentechnisch veränderten Weizenlinien haben größere Körner (oben) im Vergleich mit der konventionellen Ausgangssorte.

Foto: Agroscope, IPK

Entwickelt wurde der gentechnisch veränderte Weizen in Deutschland, am Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben. In die Winterweizensorte Certo wurden Gene aus Gerste übertragen, die den Zuckertransport verändern. Das Gen HvSUT1 enthält die Erbinformation für ein Protein, das für den Transport von Zucker (Saccharose) zuständig ist. Durch Hinzufügen eines Genschalters (Promotor) eines anderen Gerstengens wird die Bildung dieses Transport-Proteins gesteuert. Dadurch wird es vor allem im Korn des Weizens gebildet und führt dort zu einer erhöhten Aufnahme von Zucker. Die Körner werden größer. In Gewächshausversuchen am IPK führte die gentechnische Veränderung dazu, dass sich die Kornerträge um fünf Prozent erhöhten - verglichen mit der Ausgangssorte Certo. Außerdem war der Proteingehalt der Körner höher.

Nun wollen Wissenschaftler von Agroscope und IPK untersuchen, ob die Pflanzen auch unter Feldbedingungen mehr Ertrag liefern. Desweiteren sollen die Korninhaltsstoffe sowie verschiedene Wachstumsparameter analysiert, die Blühzeitpunkte und der Ährenaufbau verglichen werden. Da der Zuckerhaushalt verändert wurde, soll auch der Krankheits- und Schädlingsbefall beobachtet werden. Vier gentechnisch veränderte Weizenlinien werden in dem Feldversuch eingesetzt und zum Vergleich die Ausgangssorte Certo sowie weitere in der Schweiz genutzte Winterweizensorten angebaut.

Der gv-Weizen, der nun in der Schweiz freigesetzt werden soll, wird schon seit vielen Jahren am IPK erforscht. Wissenschaftler des IPK brachten Gene aus Gerste und Ackerbohne in Weizen ein, um vor allem den Proteingehalt im Weizenkorn zu steigern und damit die Futterqualität zu verbessern. Bereits 2006 sollten verschiedene gv-Weizenlinien in Gatersleben im Freiland getestet werden. Der Feldversuch wurde dann allerdings 2008 von radikalen Gentechnikgegnern zerstört, so dass eine wissenschaftliche Auswertung des Versuchs nicht mehr möglich war. Eine weitere Versuchsreihe im 50 Kilometer entfernten Üplingen wurde 2012 zwar noch genehmigt, aber durch das Institut nicht mehr durchgeführt.

Die Protected Site in der Schweiz wurde vom Parlament politisch beschlossen, um die Forschung zu „Nutzen und möglichen Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen“ auch im Freiland zu ermöglichen und sicherzustellen, auch wenn in der Schweiz ein Moratorium den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verbietet - zunächst bis 2017, eine Verlängerung bis 2021 ist aber wahrscheinlich.

Zurzeit laufen dort neben den geplanten Weizenversuchen noch drei weitere Projekte. In einem Feldversuch der Univerität Zürich wird seit 2014 gv-Weizen mit einer Resistenz gegen Mehltau getestet, 2015 starteten Versuche mit zwei cisgenen Kartoffellinien der Universität Wageningen mit verbesserter Resistenz gegen die Kraut- und Knollenfäule. Ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Universität Wageningen sowie auch der ETH Zürich und dem Dredener Julius Kühn-Institut werden auf dem Gelände zwischen 2016 und 2021 cisgene Apfelbäume mit einer Resistenz gegen Feuerbrand freigesetzt.

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