Mehr Wahlfreiheit oder Verbrauchertäuschung: Diskussion um „ohne Gentechnik“-Kennzeichnung

(16.11.2007) Die von Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer geplante Änderung der ohne Gentechnik-Kennzeichnung ist innerhalb der Regierungskoalition umstritten. Nach einer Absprache mit der SPD will Seehofer die derzeit strengen Regelungen lockern.

Zukünftig sollen tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milch oder Eier bereits dann als ohne Gentechnik ausgelobt werden können, wenn die Tiere kein Futter aus gentechnisch veränderten Pflanzen erhalten haben. Andere inzwischen weit verbreitete Anwendungen der Gentechnik, etwa der Einsatz von Vitaminen, Enzymen oder Aminosäuren, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen hergestellt werden, sollen auch bei ohne Gentechnik-Produkten möglich sein. Seehofer will damit die Wahlfreiheit der Verbraucher auch auf den Einsatz von gv-Futterpflanzen bei der Erzeugung tierischer Lebensmittel ausdehnen. Bisher ist dieser Anwendungsbereich in den EU-Rechtsvorschriften von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen.

Mehrere Abgeordnete der CDU haben sich inzwischen gegen die Aufweichung der ohne Gentechnik-Kennzeichnung ausgesprochen. Es sei Verbrauchertäuschung, wenn bei ohne Gentechnik deklarierten Produkten nicht tatsächlich alle Anwendungen der Gentechnik ausgeschlossen seien. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat vorgeschlagen, eine Kennzeichnung „vom gentechnikfrei gefütterten Tier“ einzuführen und so die Konsumenten deutlich darauf hinzuweisen, dass sich die ohne Gentechnik-Kennzeichnung ausschließlich auf den Futterbereich bezieht. Ein konkreter Entwurf einer ohne Gentechnik-Verordnung liegt bisher nicht vor.