Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen: Mehr oder weniger Pestizide?

(17.11.2009) Zwei aktuelle Studien über die Umweltauswirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Einer der Studien zufolge wurden seit Beginn des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen 1996 deutlich mehr Pestizide auf die Felder ausgebracht. Die andere Studie bilanziert eine substanzielle Umweltentlastung durch gv-Pflanzen.

Eine der Studien, verfasst von Charles Benbrook und herausgegeben von den US-amerikanischen Nicht-Regierungsorganisationen The Organic Center und Union of Concerned Scientists, kommt zu einem negativen Ergebnis: In den USA ist seit der Markteinführung herbizidresistenter gv-Pflanzen 1996 die Menge der ausgebrachten Herbizide um 175 Millionen Kilogramm gestiegen, davon entfallen allein 46 Prozent auf die Jahre 2007 und 2008. Nach Benbrook haben sich vor allem im Süden der USA inzwischen zahlreiche Unkräuter ausgebreitet, die eine Resistenz gegen den zu den gv-Pflanzen passenden Herbizidwirkstoff Glyphosat (Roundup) entwickelt haben. Viele Farmer versuchten, diese Unkräuter durch höhere Dosierungen von Glyphosat oder das Ausbringen anderer Herbizid-Wirkstoffe zu bekämpfen. Deswegen sei mit einem weiteren Anstieg der ausgebrachten Herbizid-Mengen zu rechnen.

In der Studie des britischen Agrarökonoms Graham Brookes (PG Economics) fällt die Bilanz dagegen positiv aus. Er hat als Folge des Anbaus von gv-Pflanzen zwischen 1996 und 2007 weltweit einen rückläufigen Einsatz von Herbiziden ermittelt. Danach sind etwa 200 Millionen Kilogramm weniger ausgebracht worden. Im Unterschied zu Benbrook vergleicht Brookes jedoch nicht die Gesamtmenge der ausgebrachten Herbizide, sondern die Menge aktiven Wirkstoffs. Nach Brookes wurden bei Soja als Folge des Anbaus herbizidresistenter Sorten gemessen an dem Niveau von 1996 4,6 Prozent weniger aktive Herbizid-Wirkstoffe ausgebracht, bei Baumwolle 15 Prozent.

Bei insektenresistenten Pflanzen kommen beide Studien zu ähnlichen Ergebnissen: Benbrook ermittelte als Folge des Anbaus von Bt-Mais und Bt-Baumwolle in den USA einen Rückgang der eingesetzten Pflanzenschutzmittel seit 1996 um 28 Millionen Kilogramm.

Nach Brookes sank der Einsatz weltweit sogar um 157 Millionen Kilogramm, wiederum angegeben als aktiver Wirkstoff. In der Brookes-Studie trägt vor allem Baumwolle zu einer Umweltweltentlastung durch weniger Insektizide bei. China und Indien mit großen Anbauflächen mit Bt-Baumwolle wurden jedoch von Benbrook nicht berücksichtigt.

Insgesamt ermittelt Brookes seit 1996 eine globale Umweltentlastung von 17 Prozent durch den geringeren Bedarf an Insektiziden und Herbiziden beim Anbau von gv-Pflanzen. Für Charles Benbrook ist dagegen die starke Zunahme glyphosat-resistenter Unkräuter das Hauptproblem. Er erwartet dadurch steigende Kosten, sinkende Erträge und zunehmende Umweltbelastungen.