Meldungen 1997/98

Gen-Mais in Tortilla-Chips gefunden

(28.12.) Die Zeitschrift „Öko-Test“ hat bei verschiedenen Tortilla-Chips gentechnisch veränderten Mais nachweisen können. In neun von zwanzig Tortilla-Fabrikaten stießen die Tester auf Gen-Mais des Schweizer Agrounternehmens Novartis. Dieser Bt-Mais besitzt eine gentechnisch vermittelte Resistenz gegen den Maiszünsler, ein Schadinsekt, und ist in vielen Ländern zugelassen. Er wird großflächig in USA, aber auch in Spanien, Deutschland und Frankreich angebaut. Einige der untersuchten Tortillas enthielten den Mais in sehr geringen Mengen. Diese zeige, so Öko-Test, „dass selbst Hersteller, die keinen Gen-Mais verwenden wollen, diesen Rohstoff nicht immer vermeiden können.“

Nicht nur der Butterfinger

(10.12.) Der Butterfinger von Nestlé ist nicht mehr allein: Inzwischen gibt es auch in Deutschland eine Reihe von Lebensmittelprodukten, die entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen gekennzeichnet sind. Sie enthalten Zutaten aus gentechnisch verändertem Mais oder Soja. Nach einer von Greenpeace zusammengestellten Liste sind es eine Reihe von Dosen- und Fertiggerichten der Marke St. Michael (Hersteller bzw. Importeur: Marks & Spencer, Köln), die Soja Pfanne Gyros Art aus der Produktreihe Vital(Frosta, Bremerhaven) sowie Lactopriv - Säuglingsnahrung, ein milchfreier Fertigbrei. (Töpfer,Dietmannsried)

Tesco: Freiwillige Kennzeichnung von Sojaöl

(13.11.) Das britische Handelsunternehmen Tesco, eines der größten in Europa, hat angekündigt, Sojaöl der eigenen Handelsmarke „freiwillig“ zu kennzeichnen. Öle aus gentechnisch veränderten Sojabohnen sind nach den europäischen Bestimmungen nicht kennzeichnungspflichtig. Tesco will bei seinen Produkten alle Sojazutaten (einschl. Lecithin) kennzeichnen, auch wenn ein Nachweis von Gen-Soja in der Zutat selbst nicht möglich ist. Von seinen Lieferanten erwartet Tesco, dass sie die Herkunft der Rohstoffe zurückverfolgen.

Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ ist möglich

(14.10.) Lebensmittel-Hersteller können nun auf freiwilliger Basis ihre Produkte mit dem Hinweis „ohne Gentechnik“ deklarieren. Bundesgesundheitsminister-Seehafer unterzeichnete eine bereits im Sommer vom Bundesrat angenommene Verordnung. Bei Produkten, die „ohne Gentechnik“ ausgelobt werden, ist eine bewusste Anwendung der Gentechnik ausgeschlossen. Es dürfen auch keine gentechnisch hergestellte Enzyme verwendet oder Futtermittel aus gentechnisch veränderte Pflanzen eingesetzt werden. Diese Kennzeichnung ist jedoch auch dann möglich, wenn Bestandteile aus gentechnischer Veränderung unbeabsichtigt oder in unvermeidbaren Spuren in das Lebensmittel gelangt sind.

Österreich: Gen-Zutaten in Lebensmitteln nachgewiesen

(5.10.) In Österreich sind bei zwanzig Lebensmitteln Bestandteile von gentechnisch verändertem Mais bzw. Sojabohnen entdeckt worden. Diese Produkte waren nicht gekennzeichnet. Die österreichische Konsumentenschutz- Ministerin B. Prammer erklärte, dass 142 Lebensmittel-Proben in jeweils zwei Laboren untersucht worden seien, zwanzig davon mit einem positiven Ergebnis. Betroffen waren etwa Nudeln, Frühlingsrollen oder Soja-Drinks. Die Ministerin kündigte an, diese Produkte aus dem Verkehr zu ziehen, falls sie nicht gekennzeichnet würden.

Frankreich: Stop für den Novartis-Mais

(25.9.) Das oberste französische Administrativgericht hat die Zulassung des gentechnisch veränderten Bt-Mais von Novartis ausgesetzt. Bis zu einer endgültigen Entscheidung, die in zwei Monaten angekündigt ist, darf der Bt-Mais in Frankreich nicht mehr angebaut und vermarktet werden. Das Gericht folgte damit dem Antragsteller Greenpeace,dass das im Mais eingeführte Antibiotikaresistenz-Gen gegen den Grundsatz eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes verstoße.

Proteste gegen den Butterfinger

(24.9.) Vor einem real-Verbrauchermarkt protestiert Greenpeace gegen den Nestlé-Butterfinger. „Wir fordern die real-Geschäftsführung auf, den Verkauf von genmanipulierten Schokoriegeln sofort zu stoppen.“ Greenpeace wies darauf hin,dass andere große Handelsketten angekündigt haben, keine genmaipulierten Produkte anzubieten.

Deutschland: Aktionen gegen den Anbau von Gen-Mais

(14.9.) Feldbesetzungen und spektakuläre Ernte-Aktionen machen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam,dass auch in Deutschland gentechnisch veränderter Mais angebaut wird.

Gen-Soja in Hühner-Sticks

(11.9.) In österreichischen Supermärkten entdeckten Greenpeace-Mitarbeiter Hühner-Sticks einer holländischen Firma, die Zutaten aus gentechnisch verändertem Mais oder Soja enthalten sollen und nicht gekennzeichnet sind. Die Überprüfung durch die zuständigen Behörden ist noch nicht abgeschlossen.

Überall in Europa: Erste Produkte mit Kennzeichnung

Nach einer Aufstellung der „Lebensmittel-Zeitung“ sind in verschiedenen EU-Ländern einzelne Produkte mit Kennzeichnung auf dem Markt, z.B.

  • Frankreich: Canelloni (Findus / Nestlé); Soja-Pate (beide gv-Soja)
  • Großbritannien: Fleischersatz für Vegetarier (Unilever); 10 Tiefkühlartikel der Marke Birds Eye Walls (Unilever)
  • Schweiz: Toast Brot Leisi (Nestlé) (gv-Soja)
  • Niederlande:ca. 30 verschiedene Produkte, z.B. Suppen (etwa Unox-Suppen), Pizza, Fertiggerichte wie Loempias

Der europäische Verband der Getreidestärke-Industrie geht davon aus, dass bereits ab diesem Herbst eine echte Garantie gentechnikfreier Maislieferungen nicht mehr möglich ist. (Lebensmittelzeitung)

Wien: Tortilla Chips ohne Kennzeichnung

(2.9.) In Wien wurden verschiedene Produkte (Tortilla Chips, Californian Corn Chips) entdeckt, in denen gentechnisch veränderter Mais nachgewiesen werden konnte. Diese Produkte fallen unter die EU-Kennzeichnungspflicht. Sie wurden aus den Regalen genommen. Das Handelsunternehmen (Merkur), in dessen Regalen die Gen-Mais-Produkte standen, gehört zur Arbeitsgemeinschaft „Gentechnik-frei“, die versprochen hatte, keine genmanipulierten Lebensmittel zu verkaufen.

Kennzeichnung in Kraft: Proteste

(1.9.) Neunzig Tage nach der Veröffentlichung im EG-Amtsblatt tritt die Verordnung zur Kennzeichnung von Gen-Mais und Gen-Soja-Produkten in Kraft. Kennzeichnungspflichtige Lebensmittel, die bis zu diesem Stichtag hergestellt oder importiert worden sind, dürfen noch ohne Kennzeichnung verkauft werden. „Aus Protest gegen die unzureichende Kennzeichnung“ verteilt Greenpeace in mehreren Städten Lupen an Supermarktkunden. Die Aktionen richten sich vor allem gegen Nestlé.

Butterfinger kommt

(1.9.) Der Schoko-Riegel „Butterfinger“ von Nestlé, das bisher als einziges bekanntes Produkt gekennzeichnet ist, soll im Laufe dieser Woche in den Handel kommen. Er soll vor allem über Tankstellen-Shops verkauft werden. Für Neugierige: Der „Butterfinger“ kann über das Internet bestellt werden.

Gen-Soja: Wander nimmt Säuglingsnahrung vom Markt

(25.8.) In der Schweiz werden in Bio-Säuglingsnahrung Spuren von gentechnisch veränderten Sojabohnen entdeckt. Die Gläschen waren nicht gekennzeichnet. Der Hersteller, die Novartis-Tochter Wander nahm die betreffenden Produkte vom Markt.

Butterfinger ohne Kennzeichnung

(25.8.) Greenpeace findet in verschiedenen Esso- und Aral-Tankstellenshops im Münchener Raum und in Hessen Butterfinger-Riegel von Nestlé ohne Kennzeichnung. „Aral und Esso sollen den Verkauf sofort einstellen. Gentechnik gehört nicht ins Essen, und schon gar nicht in Süßigkeiten, die vor allen an Jugendliche verkauft werden.“ Nestlé erklärt, diese von Greenpeace entdeckten Butterfinger-Riegel seien „Grauimporte“, für die das Unternehmen keine Verantwortung trage.

Nestlé: Erdnussriegel mit Kennzeichnung

(6.8.) Nestlé kündigt an, den neu eingeführten Schoko-Riegel „Butterfinger“ ab September zu kennzeichnen. Er enthält Cornflakes aus Mais, die in der Zutatenliste mit dem Hinweis „hergestellt aus genetisch verändertem Mais“ ergänzt werden. Da auf den Weltmärkten Garantien für „gentechnikfreien Mais“ künftig kaum zu erhalten sind, geht Nestlé davon aus, „dass kurzfristig zahlreiche gekennzeichnete Produkte von der deutschen Nahrungsmittelindustrie auf dem Markt angeboten werden.“

Greenpeace: Druck auf den Handel

(6.8.) „Nestlé wirft den Verbrauchern den Fehdehandschuh hin und will in Deutschland den Einzug der Gentechnik auf dem Lebensmittelmarkt erzwingen,“ kontert Greenpeace. Nun müssten die Supermärkte „Farbe bekennen. Bisher habe der Handel von seinen Lieferanten die Erklärung verlangt, dass ihre Produkte gentechnik-frei seien.“

Gen-Soja: Kennzeichnung auch in den Bäckereien

(6.8.) Auch verpackte und unverpackte Backwaren unterliegen der Kennzeichnungspflicht, wenn sie etwa Mehl aus Gen-Mais oder Gen-Soja enthalten. Der Verband der Backmittel- und Backgrundstoffhersteller erklärte, dass seine Mitgliedsfirmen alle zur Kennzeichnung erforderlichen Informationen an die Bäcker und Konditoren weitergeben werden.

Kennzeichnung für Gen-Mais und Gen-Soja ist rechtskräftig

(3.6.1998) Im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften wird die „Verordnung (1139/98) des Rates vom 26. Mai 1998 über Angaben, die zusätzlich zu den in der Richtlinie 79/112/EWG aufgeführten Angaben bei der Etikettierung bestimmter aus genetisch veränderten Organismen hergestellter Lebensmittel vorgeschrieben sind“, veröffentlicht. Gemeint sind Etikettierungsvorschriften für Lebensmittel und Zutaten aus gentechnisch verändertem Mais (Novartis) und gentechnisch veränderten Sojabohnen (Monsanto).

Lebensmittelwirtschaft: „Freiwillige“ Kennzeichnung

(31.12.1997) Das Kuratorium des BLL (des Dachverbandes der deutschen Lebensmittelwirtschaft) empfiehlt seinen Mitgliedern, Zutaten aus Gen-Mais bzw. Gen-Soja „freiwillig“ zu kennzeichnen. Diese Empfehlung bezieht sich auf proteinhaltige Zutaten wie Maismehl, Maisgries, Sojamehl, Sojaisolate, Tofu etc.