Meldungen 1999, 2. Halbjahr

EU-Parlament: 1%-Schwellenwert

(16.12.) Das EU-Parlament hat sich mehrheitlich dem Vorschlag der Kommission für einen Schwellenwert von einem Prozent angeschlossen. Allerdings soll dieser Wert nach einem Jahr überprüft werden. Der Schwellenwert markiert die Grenze, bis zu der unvermeidbare Beimischungen aus gentechnisch veränderten Pflanzen ohne Kennzeichnung akzeptiert werden. Das Parlament hat erneut für eine Erweiterung der Kennzeichnungspflicht plädiert. Gefordert wurde sowohl die Kennzeichnung von Futtermitteln aus gentechnisch veränderten Pflanzen als auch die von Fleisch und anderer Produkte von Tieren, die damit gefüttert wurden.

Hamburg: Protest gegen Soja-Frachter

(13.12.) „No Genfood - Greenpeace“ - an der Bordwand des aus New Orleans kommenden Frachters

Yoki haben Aktivisten ein Transparent festgemacht. Seine Ladung, 60.000 Tonnen US-Soja, ist für die Ölmühle Hamburg bestimmt. Dort wird sie überwiegend zu Futtermitteln, aber auch zu Zutaten und Zusatzstoffen für die Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet. Greenpeace kritisiert, dass die Sojalieferungen auch gentechnisch veränderte Rohwaren enthalten. In diesem Herbst wurden auf Soja-Anbauflächen gentechnisch veränderte Pflanzen geerntet.

Mais-Frachter blockiert

(8.12.) Das Greenpeace-Schiff Beluga hat heute im Hamburger Hafen einen Frachter an der Einfahrt gehindert. Erst mit großer Verzögerung konnte die Unison am Kai festmachen. Sie ist mit Maiskleber aus den USA beladen, der in Europa als Tierfutter verwendet werden soll. Nach Angaben von Greenpeace wurde er zu einem Teil aus gentechnisch verändertem Mais hergestellt. Maiskleber besteht überwiegend aus Eiweißen; er fällt bei der Stärkegewinnung an.

Großbritannien: Drei Jahre Moratorium

(7.12.) Der britische Umweltminister Michael Meacher hat angekündigt, dass in den nächsten drei Jahren keine gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden. Der Bann für transgene Pflanzen werde erst dann aufgehoben, wenn experimentell erwiesen sei, dass der Anbau von gv-Pflanzen keine schädigende Auswirkungen auf die Umwelt hat. Freisetzungen sollen jährlich auf 20-25 Versuche je Pflanzenart begrenzt werden.

McCain: Keine gentechnisch veränderten Kartoffeln

(29.11.) Der kanadische Lebensmittelkonzern McCain (Jahresumsatz 7,4 Mrd. DM) wird vom kommenden Jahr an keine gentechnisch veränderten Kartoffeln mehr verarbeiten. Die Verträge mit den Landwirten werden entsprechend geändert. „Aus wissenschaftlicher Sicht ist es gut, Pflanzen gentechnisch zu verändern,“ erklärt Konzernchef Harrison McCain. „Aber es ist unser Geschäft, den Kunden zu geben, was sie wollen, nicht was wir glauben, was sie haben sollten.“

Gen-Mais und Gen-Soja in Lebensmitteln nachgewiesen

(27.11.) Das Landesuntersuchungsamt für das Gesundheitswesen in Südbayern hat 1998 mehr als 500 verschiedene Lebensmittelprodukte untersucht, vor allem Getreideprodukt Brot, Brötchen und Backwaren sowie Fertigprodukte. In zwölf Proben wurden gentechnisch veränderte Sojabohnen, in 14 gentechnisch veränderter Mais nachgewiesen. Nur ein Produkt war gekennzeichnet.

Schweiz: Zutaten aus nicht zugelassenem Mais in Pfannkuchen

(25.11.) Bei einer im Auftrag von Greenpeace durchgeführten Analyse wurde in einer aus den USA importierten Pfannkuchen-Mischung(Aunt Jemima Pancake Mix) Zutaten aus gentechnisch veränderten Mais gefunden. Der Anteil dieser in der Schweiz nicht zugelassenen Sorte (MON810) betrug 1,4 Prozent. Das von dem Handelsunternehmen Globus und einem Berner Warenhaus angebotene Produkt wurde inzwischen vom Markt zurückgezogen. In der EU sind verarbeitete Produkte aus diesem Mais notifiziert.

Aktion bei Kellogg’s

(19.11.) Auch in den USA wenden sich Gentechnik-Kritiker nun direkt an bekannte Lebensmittelunternehmen. Mit einem großen Banner vor der Zentrale in Battle Creek, Michigan wurde Kellogg’s aufgefordert, bei Cornflakes und anderen Getreideprodukten auf Zutaten aus gentechnisch veränderten Pflanzen zu verzichten.

Hongkong: Genfood auf der Spur

(9.11.) Greenpeace-Aktivisten haben in Hongkong zwei Nestlé-Produkte mit Aufklebern „GE-Food“ versehen, um auf gentechnisch veränderte Zutaten hinzuweisen. „Wenn Nestlé denkt, dass Genfood für europäische Konsumenten nicht geeignet ist, sollten sie Genprodukte auch nicht in Hongkong oder irgendwo sonst außerhalb Europas verkaufen“, so ein Greenpeace-Mitarbeiter in Hongkong.

online-Datenbank für Vorprodukte ohne Gentechnik nimmt den Betrieb auf

(28.10) Die Datenbank infoXgen.com listet Vorprodukte auf, die zum Herstellen von Lebensmitteln ohne Gentechnik verwendet werden können. Sie ist konzipiert als ein Marktplatz, der Anbieter und potentielle Käufer zusammenbringt. Träger von infoXgen.com ist die Arbeitsgemeinschaft Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. (ALOG)

Skandal um Katzenfutter

(21.10.) „Greenpeace deckt auf“ - und findet in einem Katzen-Trockenfutter von Aldi einige Proteine aus Gen-Soja. Alle zeigen sich reumütig: Aldi verbannt das Produkt aus den Regalen; der Hersteller des Futters, eine Nestlé-Tochter, verspricht, in Zukunft keine Rohstoffe aus Gen-Soja mehr zu verwenden.

Kennzeichnung auch in den USA?

(20.10.) Die FDA, US-amerikanische Lebensmittelbehörde, erwägt nun doch eine Gentechnik-Kennzeichnung. Ab Mitte November wird es in mehreren Städten öffentliche Anhörungen zu dieser Frage geben. Bisher hatte die US-Regierung eine Kennzeichnung strikt abgelehnt, da Gentechnik-Lebensmittel genau so sicher seien wie konventionelle Produkte. Nur bei wesentlichen Änderungen oder erkennbaren allergischen Reaktion ist bisher eine entsprechende Kennzeichnung vorgeschrieben. Nicht nur der wachsende Druck der Verbraucherverbände hat die neue US-Politik bewirkt, sondern Probleme auf vielen wichtigen Exportmärkten für amerikanische Agrarprodukte. Nach der Europäischen Union haben nun auch Japan, Australien und weitere Staaten die Einführung einer Gentechnik-Kennzeichnung angekündigt.

Schweiz: Gen-Mais in Lebensmitteln gefunden

(15.10.) Bei der routinemäßigen Untersuchung von Lebensmitteln haben die kantonalen Labors in der Nordostschweiz in sechs von 93 Proben Spuren von gentechnisch verändertem Mais gefunden. Der Gen-Mais-Anteil lag unter einem Prozent. Erst von diesem Grenzwert besteht in der Schweiz eine Kennzeichnungspflicht. Es war daher rechtmäßig,dass die Produkte nicht deklariert waren. Es handelt sich um Popcorn, Grieß, Polenta, Konserven, Cornflakes, Tortilla Chips und Mais-Snacks

Aldi ist doch nicht stur

(13.10.) Die aktuelle Meldung der Nachrichtenagentur AFP im Wortlaut: „Nach mehreren anderen großen Einzelhändlern hat sich nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace auch die Supermarktkette Aldi zu einem Verzicht auf gentechnisch veränderte Zusatzstoffe in ihren Eigenmarken bereit erklärt. Eine entsprechende Zusicherung der Zentralen Aldi Nord und Aldi Süd sei schriftlich bei Greenpeace eingegangen, teilte die Organisation am Mittwoch in Hamburg mit. Auf Nachfrage habe die Unternehmensleitung bestätigt, dass auch von Lieferanten und Vorlieferanten entsprechende Zusicherungen verlangt würden. Eigenmarken machen rund neunzig Prozent des Aldi-Warenangebots aus.“

Aldi bleibt stur

(11.10.) Nur eines der großen Handelsunternehmen hat sich bisher noch nicht „gegen die Gentechnik „gestellt“: Aldi. Mit einer großen Tortenstück, welches den 30-Milliarden-Anteil von Aldi am Umsatzkuchen veranschaulichen sollte, demonstrierte Greenpeace vor den Toren der Anuga in Köln. Nach Angabe der Organisation hatte inzwischen auch die Metro AG zugesichert, bei ihren Eigenmarken auf gentechnisch veränderte Rohstoffe zu verzichten. Doch Aldi hat sich noch nie in die Karten schauen lassen: Es ist einer der Grundsätze des Unternehmens, keine Informationen an die Öffentlichkeit zu geben, weder zur geschäftlichen Entwicklung noch zu den bei Aldi verkauften Produkten.

Funke: Kein Gentechnik-Verzicht, aber mehr Aufklärung

(10.10.) Auf der diesjährigen Anuga („Weltmesse der Ernährungswirtschaft“) appellierte Bundeslandwirtschaftsminister Funke an die Lebensmittelwirtschaft, „nicht leichtfertig auf den Einsatz der Gentechnik bei Lebensmitteln zu verzichten“. Er forderte mehr „Aufklärung über den Nutzen“ und setzte sich wiederholt für eine „eindeutige Kennzeichnung“ ein. Nach Ansicht von Funke könne die Akzeptanz der Gentechnik nur mit Hilfe des Einzelhandels und der Ernährungsindustrie erhöht werden.

Nun auch Spar und Lidl

(11.9.) Auch die Handelsketten Spar und Lidl haben gegenüber Greenpeace erklärt, bei ihren Eigenmarken künftig „auf gentechnisch veränderte Zutaten zu verzichten“. Von den großen Handelsunternehmen verweigern jetzt nur noch Metro und Aldi „eine klare Stellungnahme“.

Auch Edeka gibt auf

(26.8.) Greenpeace-Transparente vor der Zentrale haben auch bei Edeka zu einem Meinungswandel geführt: Nach Tengelmann und Rewe erklärte auch größte deutsche Handelsunternehmen, künftig bei den Eigenmarken auf Zutaten aus gentechnisch veränderten Rohstoffen zu verzichten.

Noch immer Lücken bei der Kennzeichnung

(23.8.) In Wien sind erneut in Lebensmitteln Zutaten aus Gen-Mais und Gen-Soja nachgewiesen worden. Dennoch waren sie nicht gekennzeichnet und verstießen damit gegen die europäischen Vorschriften. Es handelte sich um aus den USA importierte Tortilla Chips und ein glutenfreies Mais-Schoko-Gebäck aus einem Reformhaus. Schon im Herbst hatte die Lebensmittelüberwachung in Wien bei 49 (von 466) untersuchten Produkten Zutaten aus gentechnisch veränderten Sojabohnen festgestellt.

Erste Produkte mit ohne Gentechnik-Kennzeichnung

(12.8.) Zwar haben eine Reihe von Unternehmen aus der Lebensmittelbranche den Verzicht auf Rohstoffe aus gentechnisch veränderten Pflanzen erklärt, doch bisher war kein Hersteller bereit, Produkte „ohne Gentechnik“ zu deklarieren. Entsprechende gesetzliche Bestimmungen sind seit Herbst 1998 in Kraft. Nun macht Bremke & Hoerster, ein Handelsunternehmen, das in Nordrhein-Westfalen zahlreiche familia und Combi-Märkte betreibt, den Anfang. Es hat verschiedene Produkte seiner Eigenmarken mit dem Schriftzug ohne Gentechnik versehen.

Der nächste Aussteiger: Rewe

(1.8.) Morgens Proteste vor dem Firmensitz, nachmittags kommt die Erklärung, zumindest bei den Eigenmarken künftig auf Rohstoffe aus gentechnisch veränderten Pflanzen zu verzichten. Diesmal ist es die Kölner Rewe, ein weiterer der Großen im deutschen Einzelhandel. Nach diesem „Sieg für die Verbraucher“ will Greenpeace sich nun um Edeka, Spar, Metro und Aldi kümmern.

Genfood-Diskussionen nun auch in den USA?

(31.7.) Die Anzeichen mehren sich: In den USA scheint Gentechnik im Lebensmittelsektor nun doch ein öffentliches Thema zu werden. Mehrere Umfragen ergaben, dass auch dort achtzig bis neunzig Prozent der Konsumenten eine Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel verlangen (Die Zeit, 17.6.99) Inzwischen beabsichtigt die US-Regierung, tatsächlich eine Kennzeichnung einzuführen. Damit soll eine weitere Eskalation im nordatlantischen Handelskrieg vermieden werden. (Bild der Wissenschaft 15.7.) Auch der größte Hersteller von Babynahrung, die zum Novartis-Konzern gehörende Firma Gerber, will künftig auf Zutaten aus gentechnisch veränderten Mais- und Sojapflanzen verzichten.

Tengelmann verzichtet auf Gentech-Rohstoffe

(27.7.) Als erster der Großen im deutschen Einzelhandel hat Tengelmann (Kaiser’s) erklärt, bei seinen Eigenmarken (A+P, Masterproduct, Naturkind) künftig keine Rohstoffe aus gentechnisch veränderten Pflanzen verwenden zu wollen. Das Unternehmen schloss sich damit einem ähnlichen Schritt verschiedener europäischer Supermarktketten an. (vgl. TransGen-Chronik vom 01.04. und 18.3.1999) Nach Angaben von Greenpeace haben bereits mehrere kleinere Unternehmen (Familia Soest, tegut, dm, Marks&Spencer, Globus) ihren Verzicht auf Gentech-Rohstoffe bei ihren jeweiligen Eigenmarken zugesichert.

Aus für Butterfinger

(14.7.) Nestlé nimmt den Erdnuss-Cornflakes-Riegel Butterfinger nun doch vom Markt. Er war das erste und bekannteste Produkt, das in seiner Zutatenliste auf die Verwendung von gentechnisch verändertem Mais hinwies. Der aus den USA importierte und dort in zahlreichen Varianten angebotene Riegel war immer wieder Anlass zu Protestaktionen von Gentechnik-Gegnern. Damit verschwindet das letzte gekennzeichnete Lebensmittelprodukt aus den Regalen. Auf der von Greenpeace geführten Liste sind nun nur noch einige diätetische Erzeugnisse verblieben.