Brasilien: Regierung zerstört Soja-Felder

In Brasilien hat eine groß angelegte Aktion zur Zerstörung aller Anbaufelder von gentechnisch veränderten Sojabohnen begonnen.

Sechs Teams des Agrarministeriums seien auf die Suche nach den Feldern vor allem im Bundesland Rio Grande do Sul, teilte die Regierung mit. Ein Richter hatte die Zerstörung aller Gen-Soja-Felder angeordnet. Obwohl der Anbau von gv-Soja in Brasilien seit vier Monaten gesetzlich verboten ist, gibt es nach inoffiziellen Schätzungen immer noch zwischen 600.000 und einer Million Hektar solcher Felder.

Seit zwei Jahren werden in Brasilien, weltweit zweitgrößter Sojaproduzent, heftige gerichtliche Auseinandersetzungen um gentechnisch veränderte herbizidresistente Sojabohnen (Monsanto, St.Louis/USA) geführt. Zwar sind diese seit dem September 1998 auch in Brasilien zugelassen, doch Klagen von Verbraucherschutz- und Umweltgruppen blockierten bisher den Saatgut-Verkauf. Im August 1999 setzte ein Bundesgericht die Zulassung aus und forderte von Monsanto eine neue, einjährige Umweltverträglichkeitsstudie. Auch Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit sollten ausgeräumt werden.

Mit dem vorläufigen Anbauverbot hofften Brasilianische Soja-Erzeuger, von der steigenden Nachfrage nach zertifizierten „gentechnik-freien“ Sojabohnen zu profitieren, die von der weiterhin schlechten Verbraucherakzeptanz in Europa und zunehmend auch in Japan ausgelöst wird. Bisher gelang es jedoch nicht, für „gentechnik-freie“ Sojabohne auf den Weltmärkten höhere Preise zu erzielen.

Zudem deutete es sich an, dass auch brasilianische Soja längst nicht so „gentechnik-frei“ war wie offiziell behauptet. In großem Stil wurde gv-Soja-Saatgut aus Argentinien nach Brasilien geschmuggelt. Die brasilianischen Bauern versprachen sich durch die herbizid- resistente ähnliche Kostenvorteile wie jenseits der Grenze. Die nun angeordneten Zerstörungsaktionen bestätigen das Ausmaß des illegalen Anbaus vor allem im südlichen Bundesland

Rio Grande do Sul. Schon 1998 hatte Brasilien 1,5 Mio. Tonnen Soja aus USA importiert, um Lieferengpässe auszugleichen. Damals hatten die Behörden die Einfuhr von gentechnisch veränderter Soja genehmigt.

In den beiden anderen großen Erzeugerländern ist der Anbau von gv-Soja inzwischen weit verbreitet. In den USA betrug der Anteil dieser Sorten an der Gesamtanbaufläche für Soja bereits mehr als fünfzig Prozent (1999), in Argentinien ca. achtzig Prozent (1999/00).