Deutscher Umweltpreis für Pionier der Weißen Biotechnologie

(26.10.2008) Bundespräsident Horst Köhler hat in Rostock den Deutschen Umweltpreis 2008 verliehen. Den höchst dotierten Umweltpreis Europas teilen sich Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Dekan der Donald Bren School für Umweltwissenschaften und -management in Santa Barbara (Kalifornien) und Dr. Holger Zinke, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Biotech-Unternehmens BRAIN (Zwingenberg).

Holger Zinke erhält den Preis als einer der zentralen Pioniere der deutschen Biotech-Branche. „Als einer der ersten erkannte er die zunehmende Bedeutung, den Werkzeugkasten der Natur für industrielle Zwecke nutzbar zu machen. Zinkes Engagement ist es zu verdanken, dass ein deutsches mittelständisches Unternehmen als Schrittmacher für die nachhaltige Entwicklung einer gesamten Industriebranche fungiert,“ so Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Horst Köhler, Holger Zinke

Bundespräsident Horst Köhler übergibt den Deutschen Umweltpreis an Holger Zinke.

Foto: DBU

Zinke war maßgebend an der Entwicklung eines Waschmittelenzyms beteiligt, das bei gleicher Leistung eine Senkung der Waschmitteltemperatur auf vierzig Grad ermöglicht. Durch den dadurch verringerten Energieeinsatz könnten allein in Deutschland jährlich 1,3 Millionen Tonnen des klimaschädigenden Kohlendioxids eingespart werden, so die DBU in ihrer Begründung der Preisverleihung an Zinke. Außerdem könne die Waschmittelmenge pro Waschgang verringert werden. Die Einsparungen summierten sich auf 18.000 Tonnen pro Jahr allein in Deutschland – und machten sich nicht nur im Geldbeutel der Verbraucher bemerkbar, sondern auch in einer weiteren Entlastung des Kohlendioxidausstoßes um jährlich 54.000 Tonnen.

Solche Waschmittelenzyme werden mit Hilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen hergestellt. Zinke erinnerte daran, dass sein Unternehmen 1996 die erste gentechnische Anlagen in Hessen eingerichtet habe, die von einem kleinen Unternehmen betrieben wurde. Damals sei Biotechnologie noch ein „Fremdwort“ gewesen, sagte Brickwedde. Heute stehen wichtige Schlüsselindustrien vor einer Biologisierung. So könnten Enzyme in der Textilindustrie umweltschädliche Prozesschemikalien ersetzen. In der Papierindustrie könnten Spezialpapiere so beschichtet werden, das sie ein wasserbasiertes und damit umweltschonendes Drucken ermöglichen.