Zuckerrübe

Herbizidresistente Zuckerrüben: Weniger Aufwand bei der Unkrautbekämpfung

Zuckerrüben sind konkurrenzschwach. Ohne eine massive Bekämpfung der Unkräuter würde sich der Zuckerrübenanbau kaum lohnen. Heute müssen die Landwirte jede Menge Pflanzenschutzmittel ausbringen. Mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben soll die Unkrautregulierung wirksamer und umweltverträglicher werden als bisher. In den USA haben sie sich innerhalb von drei Jahren fast flächendeckend durchgesetzt. In Europa werden sie wohl nicht auf die Äcker kommen.

Zuckerrüben

Anbauversuche im Schaugarten Üplingen (2010): Herbizidresistente Zuckerrüben (links), konventionelle Zuckerrüben ohne Unkrautbekämpfung (rechts)

Großes Foto oben: Junge Zuckerrübenpflänzchen sind konkurrenzschwach. Ohne aufwändige Unkrautkontrolle hen sie kaum eine Chance.

Zuckerrüben

Anbau in den USA: Drei Jahre nach der Markteinführung haben sichherbizidresistente gv-Zuckerrüben weitgehend durchgesetzt. (Anbauversuche in Idaho/USA)

Fotos: KWS (oben), i-bio (Mitte), Betaseed (unten)

USA: Deregulierung nach langen gerichtlichen Auseinandersetzungen

Seit 2012 ist in den USA der Anbau von gv-Zuckerrüben wieder ohne Einschränkungen möglich. Vorangegangen war eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung durch die Landwirtschaftsbehörde USDA. Nach Klagen von Umwelt- und Verbraucherorganisationen hatte ein US-Gericht im Herbst 2010 eine solche Prüfung angeordnet. Von da an war ein Anbau von gv-Zuckerrüben nur unter Auflagen möglich.

Europa: Versuche, aber kein Anbau

In der EU ist der Anbau von H7-1-Zuckerrüben verboten. Ein schon vor längerer Zeit eingereichter Zulassungsantrag wurde im Oktober 2013 zurückgezogen. Erlaubt ist die dagegen die Einfuhr von Zucker aus diesen gv-Rüben.

Nach der Aussaat entwickeln sich Zuckerrüben nur sehr langsam. Wildgräser oder Unkräuter sind meist schneller und konkurrieren um Licht, Wasser und Nährstoffe. Ohne deren massive Bekämpfung könnten sich die jungen Zuckerrübenpflänzchen kaum behaupten. Verglichen mit anderen Kulturarten erfordert der Zuckerrübenanbau den intensivsten und häufigsten Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln.

In der Praxis ist ein dreimaliger Einsatz von Herbiziden üblich, bei dem in der Regel vier bis sieben verschiedene Wirkstoffe eingesetzt werden. Ohne Unkrautmanagement würde der Ertrag im Zuckerrübenanbau um 75 Prozent reduziert.

Für die Landwirte sind Herbizide, Maschineneinsatz und Betriebsmittel ein wichtiger Kostenfaktor. Gerade der Zuckerrübenanbau in Deutschland gerät unter zunehmenden wirtschaftlichen Druck: Nachdem das Ende der EU-Zuckermarktordnung beschlossen ist, müssen sich die heimischen Erzeuger der Weltmarktkonkurrenz mit billigem Rohrzucker stellen. Auch eine Nutzung von Zuckerrüben als Bioenergieträger („Energierüben“) könnte durch Kosteneinsparungen beim Anbau profitieren.

Ein verändertes Unkrautbekämpfungskonzept, das mit weniger Spritzgängen auskommt, wäre daher wirtschaftlich interessant - und könnte zudem noch die Umwelt entlasten.

Darauf zielt die vom deutschen Züchtungsunternehmen KWS Saat AG entwickelte gentechnisch veränderte Zuckerrübe H7-1. Dabei wurde ein Konzept des US-Agrarkonzerns Monsanto verwendet, das z.B. auch schon bei Sojabohnen angewendet wird: Infolge eines neu eingeführten, aus einem Bodenbakterium stammenden Gens sind die Zuckerrüben resistent gegen den Wirkstoff Glyphosat, der unter dem Markennamen Roundup als Breitbandherbizid eingesetzt wird.

Glyphosat wird als Herbizid schon länger eingesetzt. In Deutschland wurde es 1975 erstmals zugelassen. Es hat ein im Vergleich mit anderen Herbiziden günstiges ökotoxikologisches Profil: Es wird im Boden rasch abgebaut und die „Nebenwirkungen“ auf Vögel, Fische und andere Boden- oder Gewässerlebewesen sind vergleichsweise gering.

Gegenüber herkömmlichen Herbiziden verspricht das neue Konzept eine effizientere und auch wirtschaftlichere Methode der Unkrautbekämpfung. Zudem sind die Landwirte zeitlich flexibler und können Arbeitskräfte und Maschinen besser disponieren. Eine Erwartung ist auch, dass es künftig einfacher sein wird, das Schadschwellenprinzip anzuwenden, also nur dann zu spritzen, wenn es vom Unkrautaufkommen her notwendig ist.

Anbauerfahrungen in den USA: Erwartungen bestätigt

Zwar führt das „System“ aus herbizidresistenten Zuckerrüben und dem dazu passenden Herbizid nicht dazu, dass nur noch ein Spritzgang zur Unkrautregulierung ausreicht. Doch die Erfahrungen aus den USA zeigen, dass mit herbizidresistenten gv-Zuckerrüben die Zahl der Spritzgänge zurückgeht und damit auch der Einsatz an Maschinen und Treibstoffen.

Nachdem der Anbau der H7-1-Zuckerrübe in den USA 2005 zugelassen wurde, begann im US-Bundesstaat Idaho 2007 ein Probeanbau auf etwa 1.000 Hektar. Eine Begleitstudie ermittelte eine Kostenersparnis von 100 Dollar je Hektar. Es zeigte sich auch, dass vermehrt Mulchsaaten und minimierte Bodenbearbeitung angewandt werden. Bis dahin waren solche pfluglosen, bodenschonenden Bearbeitungssysteme wegen der erschwerten Unkrautbekämpfung im Zuckerrübenanbau kaum möglich.