Apfel, blau

USA: Auf Umwegen zur Gentechnik-Kennzeichnung

(23.03.2016) Mehrere große amerikanische Lebensmittelkonzerne wollen ihre Produkte kennzeichnen, wenn sie Zutaten aus gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten. Sie setzten damit um, was ab Juli im kleinen US-Bundesstaat Vermont gesetzlich vorgeschrieben ist. Gleichzeitig erhöhen die Unternehmen den politischen Druck, doch noch einheitliche Vorschriften für die gesamte USA zu verabschieden.

Nun hat auch der Cerealien-Gigant Kellogg’s angekündigt, ab Mitte April einige seiner Produkte mit dem Hinweis „hergestellt mit Gentechnik“ (Produced with Genetic Engineering) zu versehen. Das solle für die gesamte USA gelten, so Kellogg’s-Chef Paul Norman. „Ein eigenes Label nur für Vermont wäre viel kostspieliger, sowohl für das Unternehmen wie für die Kunden.“

Peter Shumlin

Peter Shumlin, Gouverneur des US-Bundesstaats Vermont, unterzeichnet das Gesetz zur Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel.

Foto: John Herrick/VTDigger; Großes Foto oben: Roman Milert / 123RF

Kennzeichnung Vermont (ab 01.Juli 2016):

-unverarbeitete Produkte: „hergestellt mit Gentechnik“ (produced with genetic engineering)
-verarbeitete Produkte: „teilweise mit Gentechnik hergestellt“ oder „könnte mit Gentechnik hergestellt sein“

Ausnahmen (Beispiele):

-Lebensmittel von Tieren, wenn diese gentechnisch veränderte Futtermittel enthalten haben
-Agrarprodukte, wenn gentechnisch verändertes Saatgut unbeabsichtigt oder unwissentlich verwendet wurde

Anfang 2014 hatte Vermont ein eigenes Gesetz für eine verbindliche Gentechnik-Kennzeichnung beschlossen. Nachdem Klagen der großen Lebensmittelhersteller dagegen gescheitert waren, wird es nun zum 1. Juli 2016 wirksam – und damit gelten für Lebensmittel in Vermont und in den übrigen US-Bundestaaten unterschiedliche Vorschriften. Derzeit enthalten etwa 80 Prozent der in den USA hergestellten Lebensmittel Bestandteile aus gentechnisch veränderten Pflanzen, vor allem Mais, Sojabohnen und Zuckerrüben. Sofern sie nicht unter die zahlreichen Ausnahmen fallen, müssen solche Produkte künftig in Vermont gekennzeichnet werden, in allen anderen Bundestaaten jedoch nicht.

Schon Anfang des Jahres waren einige große Unternehmen vorgeprescht und hatten eine freiwillige Kennzeichnung angekündigt. Erst Campbell Soups, dann General Mills, Mars und nun Kellogg’s. General Mills, mit über hundert verschiedenen Marken (Häagen Dasz) einer der ganz großen Lebensmittel-Konzerne in den USA, hat sogar eine Website eingerichtet, auf der für einzelne Produkte abgefragt werden kann, ob sie GVO-Zutaten enthalten – und wenn ja, woher sie stammen und welchen Anteil sie haben.

„Mit großem Nachdruck erwarten wir vom Kongress“, so Kellogg’s-Chef Norman, „endlich eine einheitliche nationale Gesetzgebung zur Gentechnik-Kennzeichnung zu beschließen.“ Nur so sei ein verwirrender Flickenteppich von unterschiedlichen Regelungen zu vermeiden.

Noch am 16. März hatte ein solches nationales Gesetz im Senat in Washington keine Mehrheit gefunden. Darin war allerdings keine verbindliche, sondern nur eine freiwillige Kennzeichnung vorgesehen. Ohne ein nationales Gesetz müssen die Hersteller befürchten, dass weitere Bundesstaaten eine verpflichtende Kennzeichnung vorschreiben werden.

Umso mehr nimmt nun der politische Druck auf den US-Senat zu, sich doch noch auf einheitliche nationale Standards zu verständigen. Die Ankündigung der Unternehmen, ihre Produkte zu kennzeichnen, sei „ein dringender Hilferuf an den Senat, endlich zu handeln“, so das industrienahe Bündnis für sichere und bezahlbare Lebensmittel. „Wenn der Senat sich nicht einigen kann, müssen Verbraucher, Landwirte und Unternehmenden den Preis dafür zahlen.“ Es könne nicht sein, dass ein kleiner Bundesstaat wie Vermont mit 600.000 Einwohnern dem ganzen Land mit 300 Millionen Menschen seine Kennzeichnungs-Gesetzgebung aufzwingt.

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