Dürre in den USA: Sinkende Erträge, steigende Preise. Härtetest für trockentolerante Maissorten

(02.08.2012) Die USA leiden unter der größten Dürre seit Jahrzehnten. Besonders betroffen ist der _Corn Belt_im Mittleren Westen. In einigen Regionen droht ein Ausfall der Maisernte, im ganzen Land wird mit deutlich geringeren Erträgen gerechnet. Nun kann der neue, 2011 zugelassene trockentolerante gv-Mais zeigen, ob er mit der Dürre besser als andere Sorten zurechtkommt. Er wird in diesem Jahr in einem Versuchsanbau an 250 Standorten getestet. Doch andere, nicht als „gentechnisch verändert“ geltende Maissorten mit ähnlichen Eigenschaften sind bereits auf dem Markt.

Mais, Trockenheit

Kein Wasser, weniger Erträge. Bei lang anhaltender Trockenheit und großer Hitze kann sich Mais nicht entwickeln. Bei moderatem Hitzestress können neue Sorten mit verbesserter Stresstoleranz die Ertragsverluste jedoch reduzieren.

Foto: Mais in Texas während der Dürre 2011; Jay Janner/Statesman

Mais, Trockenheit

Maisfeld in Ohio, Juli 2012 . Ein Beamter der Agrarbehörde (FFAS) besichtigt ein von der Dürre gezeichnetes Maisfeld.

Foto: USDA, Christiana Reed

Das Ausmaß der diesjährigen Dürre in den USA ist extrem: Weit mehr als die Hälfte des gesamten Landes ist nach offiziellen Angaben von „moderater“ bis „extremer“ Trockenheit betroffen. Die Flächen sind größer als während der Dürrekatastrophen in den 1930er und 1950er Jahren. In 26 von fünfzig Bundesstaaten ist deswegen der Notstand ausgerufen.

In diesem Jahr leiden 85 Prozent der Maisbestände unter Trockenstress. Nur ein Drittel der auf den Feldern stehenden Mais- und Sojapflanzen werden von den Behörden als „normal entwickelt“ eingestuft. Schon jetzt sind die Ernteerwartungen nach unten korrigiert worden. Die Preise für Mais und Soja sind bereits deutlich gestiegen, Experten erwarten Lebensmittelpreise auf einem Rekordniveau - nicht nur in den USA, sondern in vielen anderen Ländern, die auf den Import von Agrarrohstoffen angewiesen sind.

Nach einem Bericht von agrarheute.com fordern zahlreiche Landwirte-Verbände aus der Nutztierhaltung von der US-Regierung, die Beimischungspflicht für Bioethanol in Auto-Treibstoffen auszusetzen. In diesem Jahr müssen fünfzig Milliarden Liter Bioethanol beigemischt werden. Diese Menge entspricht 120 Millionen Tonnen Mais, die dem Markt für Lebens- und Futtermittel entzogen sind.

Bleibt es bei dem zu erwartenden Ernteausfall infolge der Dürre, ist mit einem Preisanstieg bei Mais um hundert Dollar je Tonne zu rechnen - und dadurch mit einer erheblichen Verteuerung der Futtermittel. Viele Landwirte schlachten ihre Tiere nun vorzeitig, da Futtermittel knapp und teuer geworden sind.

Nicht erst seit der aktuellen Krise und den sich abzeichnenden Turbulenzen auf den Agrarmärkten beschäftigen sich Pflanzenzüchter und -forscher mit der Entwicklung trockentoleranter Sorten. Doch die züchterischen Möglichkeiten, den Dürren zu trotzen, sind begrenzt. „In einem so katastrophalen Jahr wie diesem mit vielen Wochen ohne Regen und extremer Hitze lässt sich kaum etwas machen. Es gibt keine Technologie, die Mais zu einem Kaktus macht,“ zitiert der bekannte Agrarjournalist Mike Wilson den Leiter der Stresstoleranz-Forschung bei Pioneer Hi-Bred International, David Warner. „Doch bei einer moderaten Dürre, wie es sie in den letzten Jahren häufiger gab, bieten neue Verfahren in der Mais- und Getreidezüchtung viele Ansätze für eine bessere Trockentoleranz.“

Erste Produkte sind bereits auf dem Markt. In diesem Jahr stehen auf etwa 800.000 Hektar neue trockentolerante Maissorten, die Pioneer entwickelt und unter dem Markennamen Aquamax auf den Markt gebracht hat. Im letzten Jahr testete Pioneer diese Sorten auf 8.000 Betrieben. Bei Hitzestress lieferten sie um sieben Prozent höhere Erträge als konventionelle Sorten, unter normalen Bedingungen noch drei Prozent. Aquamax-Mais ist nicht gentechnisch verändert, sondern wurde mit Hilfe neuer molekularbiologischer Methoden entwickelt. Einige Agrarexperten führen den - angesichts des Ausmaßes der Dürre - noch relativ geringen Ertragsrückgang bei Mais auf die verbesserte Stresstoleranz zurück, die viele Züchter in ihre Sorten hineingebracht haben.

Noch nicht im Saatguthandel war in diesem Jahr der von Monsanto und BASF entwickelte trockentolerante gv-Mais, der Ende 2011 in den USA zugelassen wurde. Derzeit wird der Mais (Markenname: DroughtGard) auf 250 Betrieben in fünf Bundesstaaten getestet. „Für solche extremen Trockenheiten wie in diesem Jahr wird es wohl niemals eine Lösung geben. Mais braucht eben Wasser, sonst wächst er nicht,“ sagte Mark Edge, Leiter des DroughtGard-Projekts bei Monsanto gegenüber dem Scientific American. „Wir können nur versuchen, die Verluste möglichst klein zu halten.“

An einigen Standorten soll DrouhgtGard-Mais auch in diesem Jahr gegenüber konventionellen Sorten „gute Ergebnisse“ erzielt haben. So berichte ein Farmer aus Kansas, einer Region mit extremer Trockenheit, er würde mit Bewässerung deutlich höhere Erträge erzielen als der Durchschnitt. Selbst ohne Bewässerung lägen sie nur dreißig Prozent unter dem zu erwartenden Durchschnitt.

Monsanto stellt für DroughtGard-Mais einen Mehrertrag von sieben Prozent bei moderater Trockenheit in Aussicht. Die amerikanische Landwirtschaftsbehörde USDA erwartet in ihrer offiziellen Beurteilung einen Zuwachs von 2,76 Prozent, die gentechnik-kritische Vereinigung Union of Concerned Scientists lediglich ein Prozent.