USA: Noch keine Entscheidung über transgenen Lachs

Bisher hat die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA noch nicht über gentechnisch veränderte Lachse entscheiden. Seit mehr als einem Jahr liegt ihr ein Antrag vor, Lachse als Lebensmittel zuzulassen, die durch Einführung neue Gene doppelt so schnell wachsen wie bisher und bereits nach zwölf bis 14 Monaten geschlachtet werden können.

Ein Sprecher der FDA erklärte, dass eine Entscheidung frühestens in einem Jahr falle. Die Überprüfung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit, vor allem aber Studien über mögliche ökologische Folgen eines Entweichens der transgene Lachse sei sehr aufwendig. Sollte die FDA zustimmen, wären die Lachse die ersten gentechnisch veränderten Tiere, die kommerziell genutzt und als Lebensmittel in den Handel kommen.

Die Lachse. Wie so oft half der Zufall - und das sogar zwei mal. Vor zwanzig Jahren gefror im kalten Neufundland versehentlich ein Tank mit Flundern - erstaunlicherweise überlebten die Fische. Später entdeckte man ein Anti-Frost-Protein, das die Anpassung an eiskaltes Wasser bewirkt und bestimmte Fische vor dem Erfrieren schützt. Als auch das für dieses Protein codierende Gen gefunden war, versuchten Wissenschaftler, es auf Lachse zu übertragen. Auf diese Weise hoffte man, Lachse auch in Temperaturen um den Gefrierpunkt züchten zu können. Das Vorhaben scheiterte - doch es zeigte sich, dass das Anti-Frost-Protein in den Hormonhaushalt der Fische eingreift.

Lachs, AquaBounty

Normale und gentechnisch veränderte Lachse nach 14 Monaten

Die transgenen Lachse bilden ihr Wachstumshormon nun nicht mehr allein in der Leber, sondern zusätzlich in der Hirnanhangdrüse. Infolge dieser hormonellen Überproduktion wachsen die Lachse schneller - in den ersten Monaten sogar um 600 Prozent. Insgesamt erreichen die gentechnisch veränderten Lachse doppelt so schnell ihr Schlachtgewicht. Züchter können dadurch erhebliche Kosten sparen.

Inzwischen schwimmen in kanadischen Zuchttanks 10-20.000 der schnellwachsenden, gentechnisch veränderten Lachse. Sie gehören A/F Protein, einem in Massachusetts/USA residierenden Unternehmen, das sich mit der kommerziellen Anwendung des Anti-Forst-Proteins beschäftigt. Nun wartet man auf die Zulassung der Lachse durch die amerikanische Lebensmittelbehörde FDA. Der Antrag ist gestellt und schon 2001 sollen Produkte aus den A/F-Lachsen (Markenname: AquAdvantage) in amerikanischen und kanadischen Supermärkten angeboten werden.

Ganz normale Lachse oder ökologisches Risiko?

Für Elliot Entis, Präsident von A/F-Protein, unterscheiden sich seine schnellwachsenden atlantischen Lachse nicht von ihren konventionellen Verwandten wie sie überall auf der Welt in großen Mengen gezüchtet werden. Der einzige Unterschied: A/F-Lachse verwerten ihre Wachstumshormone effektiver. Besondere Studien, um die gesundheitliche Sicherheit von Lachs-Produkten zu untersuchen, seien nicht erforderlich.

Sollten gentechnisch veränderte Fiische aus den Tanks und Käfigen der Zuchtfarmen entweichen, könnte es sein, dass sich diese schnellwachsenden Tiere in den natürlichen Populationen durchsetzen und die vorhandenen Arten verdrängen. Am Ende wäre das möglicherweise fatal: Da die transgenen Fische eine erhebliche kürzere Lebenszeit haben und daher weniger Nachkommen erzeugen, könnte nach mehreren Generationen der Bestand abnehmen oder gar völlig zusammenbrechen (trojanische Gene).

Ob die A/F-Lachse und die daraus erzeugten Produkte tatsächlich zugelassen werden, scheint derzeit fraglich. In Schottland wurden Versuche mit transgenem Lachs wieder eingestellt. Dort waren Wachstumshormon-Gene aus pazifischem Lachs auf atlantischen Lachs übertragen worden - mit dem gleichen Ziel wie bei A/F-Protein in Kanada: ein Schlachtgewicht bereits nach 12 bis 18 Monaten. 1997 wurden die Fische vernichtet - die schottischen Lachszüchter fürchteten erhebliche Absatzeinbußen. Auch die Gefahr ökologischer Schäden, wenn transgene Tiere in den Atlantik entkommen, konnte nicht ausgeräumt werden.

Bei A/F-Protein gibt man sich jedoch weiter optimistisch. Nach Angaben des Unternehmens sind bereits über 15 Millionen Eier für AquAdvantage-Lachs bestellt worden, vor allem aus Chile, China und südostasiatischen Ländern. Man verweist darauf, dass die Fische steril seien und sich daher nicht vermehren könnten.

  • Noch sind es konventionell gezüchtete Fische, aus denen Räucherlachs und Lachsfilet stammen. Dennoch: „Gentechnik-frei“ ist Lachs, wie er heute zu günstigen Preisen in jedem Supermarkt angeboten wird, wahrscheinlich längst nicht mehr. Diverse Futterzusätze, Enzyme, Vitamine und Hormone, wie sie in der industriellen, auf hohe Produktionsmengen ausgerichtete Aquakultur üblich sind, werden mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt - darunter auch ein Wachstumshormon, das in der Europäischen Union für die Lachszucht zugelassen ist.