„Nulltoleranz“ bei Gentechnik: Neue Probleme beim Import von Futtermitteln?

(10.03.2010) Die europäische Futtermittelwirtschaft hat erneut vor Problemen beim Import von Futtermitteln gewarnt, wenn die EU bei ihrer „Nulltoleranz“-Politik für nicht zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzen bleibt. EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli will in „wenigen Wochen“ neue Lösungen vorschlagen.

„In diesem Frühjahr werden in Nord- und Südamerika neue gentechnisch veränderte Pflanzen ausgesät. Es ist unwahrscheinlich, dass sie bis zur Ernte im Oktober für den Import in die EU zugelassen sind,“ sagte Klaus-Dieter Schuhmacher, Sprecher der Vereinigung des europäischen Agrar- und Futtermittelhandels Coceral, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Das könnte zu einer ähnlich schwierigen Lage führen wie im vergangenen Herbst.“ Eine Lösung des Problems sei „dringender denn je.“

John Dalli, EU-Kommission

John Dalli, neuer EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik will in den kommenden Wochen das Problem geringfügiger Spuren von in der EU nicht zugelassenen gv-Pflanzen lösen.

Derzeit gilt in der EU eine „Nulltoleranz“-Politik für geringfügige Spuren von dort nicht zugelassenen gv-Pflanzen. Im vergangenen Herbst waren mehrfach Spuren solcher gv-Maislinien in Futtermittelimporten aus den USA gefunden worden. Solche Lieferungen durften nicht in die EU eingeführt werden. Inzwischen hat die EU-Kommission Import-Zulassungen für diese gv-Maislinien erteilt.

EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli will nun in wenigen Wochen Vorschläge machen, wie das Problem der geringfügigen GVO-Beimischungen gelöst werden könnte. Es wird erwartet, dass die Kommission „technische Richtlinien“ etwa für einheitliche GVO-Analyseverfahren und Probenahmen erlassen wird.

Eine solche technische Lösung erscheint schneller umsetzbar als langwierige und politisch strittige Änderungen der bestehenden europäischen Gentechnik-Rechtsvorschriften. Ein Schwellenwert für Beimischungen nicht zugelassener gv-Pflanzen, wie er wiederholt aus der Landwirtschaft und Futtermittelwirtschaft gefordert wurde, ist jedoch nur auf gesetzlichem Weg festzulegen.

Im Umgang mit der Grünen Gentechnik entwickeln sich die wichtigen Agrarexport-Länder in Nord- und Südamerika und ihre Abnehmer-Märkte in Europa immer weiter auseinander. Zulassung und kommerzielle Nutzung neu entwickelter gv-Pflanzen erfolgen jenseits des Atlantiks deutlich schneller als im Gentechnik-skeptischen Europa. Das Problem der geringfügigen GVO-Beimischungen ist Ausdruck diese größer werdenden Kluft.

In den USA kommt 2010 erstmals SmartStax-Mais in den Handel, der sechs Varianten des Bt-Proteins produziert und damit Resistenzen gegen verschiedene Maisschädlinge besitzt. Dazu kommen Toleranzen gegen zwei Wirkstoffe zur Unkrautbekämpfung. Monsanto und Dow Agro Science, die SmartStax-Mais gemeinsam entwickelt haben, rechnen in diesem Jahr bereits mit einer Anbaufläche von mindestens 1,6 Millionen Hektar. Ein Antrag, dem Import von _SmartStax-_Produkten in die EU zuzulassen ist zwar gestellt. Eine Entscheidung ist jedoch nicht in Sicht.