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Biologische Sicherheitsforschung: Keine besonderen Risiken bei Gentechnik-Pflanzen

Gentechnisch veränderte Pflanzen zeigen im Vergleich zu konventionell gezüchteten kein höheres Risiko für Umweltbeeinträchtigungen. Zwischen 1987 und 2012 finanzierte die Bundesregierung zahlreiche Projekte zur biologischen Sicherheitsforschung. Zwei Jahre nach dem Ende des vorerst letzten Programms ist 2014 eine Broschüre erschienen, in der einige Versuchsreihen mit ihren Ergebnissen vorgestellt werden. Einen Schwerpunkt bilden mehrere Projekte zu gv-Mais. Obwohl die Wissenschaftler keine Hinweise auf besondere Umweltrisiken finden konnten, hat Deutschland den Anbau verboten.

Insgesamt mehr als 300 Forschungsprojekte zur biologischen Sicherheit hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 1987 gefördert, davon etwa die Hälfte zu gentechnisch veränderten Pflanzen. In den letzten drei Programmen seit 2000 ging es ausschließlich um mögliche Umweltauswirkungen verschiedener gv-Pflanzen, etwa bei Mais, Kartoffeln, Raps, Gerste, Zuckerrüben und Gehölzen. Außerdem wurden neue, präzisere molekularbiologische Methoden weiterentwickelt und unter Sicherheitsaspekten getestet. Die Versuche fanden nicht nur im Labor oder Gewächshaus statt, sondern auch im Freiland. Über 60 Hochschulen und Forschungseinrichtungen beteiligten sich an den Forschungsprojekten.

Johanna Wanka

Johanna Wanka, von 2013-18 Bundesministerin für Bildung und Forschung: Die geförderten Projekte zur Sicherheitsforschung „tragen dazu bei, Grüne Gentechnik verantwortungsvoll und im Sinne des Vorsorgeprinzips nutzen zu können.“ (Aus dem Vorwort zur BMBF-Broschüre)

Foto: BMBF / Laurence Chaperon

Großes Foto oben: Fraßtest mit Raupen des Kleinen Fuchses an einer Blattscheibe mit Bt-Protein.

BMBF Sicherheitsforschung

25 Jahre BMBF-Forschungs-programme zur biologischen Sicherheitsforschung. In der Umwelt sind gentechnisch veränderte Pflanzen nicht grundsätzlich schädlicher als herkömmliche.

Allein 55 Projekte beschäftigten sich mit gv-Mais, vor allem mit verschiedenen Varianten von Bt-Mais mit Resistenzen gegen die Maisschädlinge Maiszünsler und Maiswurzelbohrer. Untersucht wurde vor allem, ob das im Mais gebildete Bt-Protein andere Nicht-Zielorganismen schädigen könnte, darunter Bienen, Schmetterlinge, zahlreiche im Maisfeld lebende Insekten, aber auch im Boden lebende Organismen.

Schädliche Effekte, die über das Niveau konventioneller Pflanzen hinaus gehen, fanden die Wissenschaftler nicht. Im Gegenteil: „Das ökologische Profil von Bt-Mais ist besser als das von herkömmlichen Maissorten, die mit chemischen Insektiziden behandelt werden,“ so Dr. Stefan Rauschen, Verbundprojektleiter der Bt-Maisversuche 2008-2011 in der BMBF-Broschüre.

Zwei Jahre nach Abschluss der letzten Projekte hat das BMBF 2014 eine Bilanz aus 25 Jahren öffentlich geförderter Sicherheitsforschung zu gentechnisch veränderten Pflanzen vorgelegt. Anhaltspunkte für gentechnik-spezifische Risiken konnten die Wissenschaftler zumindest bei den untersuchten gv-Pflanzen nicht finden. Die Ergebnisse der Projekte seien eine „Wissensbasis für einen verantwortungsvollen Umgang mit gv-Pflanzen, so die damalige Ministerin Prof. Johanna Wanka.

Diesen wissenschaftlichen Ergebnissen zum Trotz haben sich die politischen Rahmenbedingungen zur Nutzung von gv-Pflanzen in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Den Anbau von gv-Mais MON810, mit dem sich zwischen 2001 und 2012 zahlreiche Forschungsprojekte beschäftigten, hat die Bundesregierung 2009 verboten. Deutschland nutzt darüberhinaus die seit 2015 gültige „Ausstiegsklausel“, wonach den EU-Ländern die Möglichkeit eingeräumt wird, den Anbau von gv-Pflanzen auf ihrem Territorium von vornherein zu verbieten. Das betreffende Land bleibt dann aus dem Geltungsbereich der Zulassung einer gv-Pflanze ausgenommen. Auch Freilandversuche mit gv-Pflanzen gibt es derzeit in Deutschland nicht mehr.

Eine „unabhängige und ergebnisoffene Forschung“ sollte - so das Ziel der BMBF-Programme - Fragen, die sich in Bezug auf mögliche Umweltrisiken von gv-Pflanzen stellen, wissenschaftlich beantworten und so zu einer Beruhigung der öffentlichen Debatte beitragen. Das ist jedoch nicht geschehen. „Es zeigt sich,“ so der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Christian Dürnberger vom Münchener Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften (TTN) in der BMBF-Broschüre, „dass Sicherheitsgefühl und Risikowahrnehmung keineswegs nur auf der naturwissenschaftlichen Erkenntnislage zu Wahrscheinlichkeit und Ausmaß eines etwaigen Schadens basieren, vielmehr spielen dabei übergeordnete Wertvorstellungen und kulturelle Leitbilder eine zentrale Rolle.“

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