Moskito nach Blutmahlzeit

Zika-Virus: Grünes Licht für Freilandtest mit Gentechnik-Mücken in Florida

(10.08.2016) Florida ist alarmiert. Infektionen durch das Zika-Virus, die zu Hirnschädigungen bei Neugeborenen führen können, nehmen zu. Erstmals wurden im Juli Fälle registriert, bei denen die Erkrankten sich nicht auf Auslandsreisen infiziert hatten. Das Virus ist offenbar in den Mückenpopulationen Floridas angekommen. Vor diesem Hintergrud hat die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA einen Freilandversuch mit gentechnisch veränderten Moskitos in Key Haven, Florida, genehmigt. Der Versuch sei unbedenklich für die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Bevor die Firma Oxitec jedoch ihre gv-Mücken freisetzen kann, sollen im November die Bewohner von Key Haven in einem Referendum darüber abstimmen.

Moskito

Die ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) überträgt außer den Erregern von Dengue- und Gelbfieber auch das Zika-Virus. Vor allem Brasilien und andere lateinamerikanische Länder erleben zurzeit eine massive Verbreitung dieses Virus. Die gentechnisch veränderten Mücken der Firma Oxitec könnten helfen, die Mückenpopulationen zurückzudrängen.

Foto: CDC / James Gathany 9255

Zika Virus

Infektionen mit dem Zika-Virus können zu einer seltenen schweren Hirnschädigung, der Mikrozephalie, führen. Ein ursächlicher Zusammenhang ist inzwischen hinreichend wissenschaftlich belegt.

Foto: CDC / Cynthia Goldsmith Elektronenmikroskop-Aufnahme 20541

Großes Foto oben: CDC / James Gathany 9187

Bereits Anfang Februar 2016 war in vier Regionen Floridas der medizinische Notstand ausgerufen worden. Anlass hierfür waren neun Fälle von Infektionen mit dem Zika-Virus. Obwohl alle Patienten sich bei Auslandsreisen infiziert hatten, mahnten die Behörden zur Vorsicht. Man müsse vorbereitet sein und eine Ausbreitung verhindern.

Ebenfalls Anfang Februar erklärte die Weltgesundheitsorganisation FAO den möglichen Zusammenhang von Zika-Virus-Ausbrüchen mit der Gehirnschädigung Mikrozephalie und anderen neurologischen Erkrankungen zu „einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite“. Nach Zika-Infektionen waren auffallend viele Fälle von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen aufgetreten. Inzwischen gehen Wissenschaftler davon aus, dass Zika tatsächlich ein Verursacher solcher Schädigungen ist.

In den USA wurden bislang vor allem in Puerto Rico Zika-Infektionen gemeldet. Dort verbreitet sich das Virus bereits über die lokalen Mückenpopulationen. Doch auch auf dem US-amerikanischen Festland - betroffen sind insbesondere Florida und Texas - wurden bereits mehr als 1600 Zika-Infektionen bestätigt. Bis vor kurzem waren dies ausschließlich Infektionen, die von Reisen in „Zika-Regionen“ mitgebracht wurden. Aber Ende Juli wurde erstmals darüber berichtet, dass in Florida Zika-Fälle aufgetreten seien, bei denen das Virus durch dort lebende Mücken übertragen wurde. Am 9. August verzeichnete Floridas Gesundheitsbehörde in ihrem täglichen Zika-Update 447 Zika-Infektionen, darunter 57 schwangere Frauen und 21 nicht durch Reisen verursachte Erkrankungen.

Die US-Lebensmittelbehörde FDA (U.S. Food and Drug Administration, Center for Veterinary Medicine) hat im Kampf gegen Zika nun grünes Licht für einen Freilandversuch mit gentechnisch veränderten Mücken in Florida gegeben. In ihren abschließenden Gutachten kommt die Behörde zu dem Schluss, dass die gv-Mücken kein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen. Zuvor hatte sie mehr als 2000 Einwände und Kommentare geprüft, die die Öffentlichkeit bis Ende Mai abgeben konnte.

Die gv-Moskitos wurden von der britischen Firma Oxitec entwickelt. Männlichen Mücken wurden Gene übertragen, die dazu führen, dass nach der Paarung der Nachwuchs bereits im Larvenstadium stirbt. Die Mücken wurden bereits in mehreren Freilandversuchen in Brasilien, Panama und auf den Cayman-Inseln getestet. Seit 2014 sind sie in Brasilien zugelassen und wurden schon in einem Stadtteil von Piracicaba nordwestlich von Sao Paulo kommerziell eingesetzt. Das führte zu einer deutlichen Reduktion der Mückenlarven und damit auch der Virus-Infektionen.

Der Freilandverscuh mit gv-Mücken in Florida soll in der kleinen Gemeinde Key Haven (Key West) stattfinden. 22 Wochen lang sollen die Mücken bis zu dreimal pro Woche freigesetzt werden, um die Mückenpopulation zurückzudrängen. Ob und wann der Freilandversuch tatsächlich stattfindet, das hängt vom Ausgang eines Referendums ab, das für November geplant ist. Dann werden die etwa 800 Einwohner von Key Haven darüber abstimmen, ob sie dem Versuch in ihrer Wohngegend zustimmen oder nicht. In einer weiteren Abstimmung sollen auch die etwa 70.000 Einwohner des gesamten Landkreises (Monroe County) miteinbezogen werden. Die Abstimmungen sind zwar nicht bindend, aber das zuständige Florida Keys Mosquito Control Board hat signalisiert, dass es dem Votum folgen wolle.

Während die Gegner des Versuches von einer Ablehnung bei 85 Prozent der Abstimmungsberechtigten ausgehen, beruft sich ein Oxitec-Vertreter auf eine Umfrage der Purdue-Universität von Februar, die ergeben habe, dass 78 Prozent der Befragten für den Einsatz von gv-Moskitos in den USA seien.

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