Bt Brinjal Bangladesch

Bangladesch: Immer mehr Kleinbauern nutzen Gentechnik-Auberginen

2020/21 nutzten mehr als 65.000 Landwirte in Bangladesch gentechnisch veränderte Bt-Auberginen. Ein rasanter Anstieg seit die gv-Pflanze 2013 für den Anbau zugelassen wurde. Die Bauern müssen wesentlich weniger Insektizide spritzen, können mehr ernten und auch ihr Einkommen hat sich deutlich erhöht. Das ergaben mehrere den Anbau begleitende Studien, die von beteiligten Wissenschaftlern des Bt-Auberginen-Projektes South Asia Eggplant Improvement Partnership durchgeführt wurden.

Bt-Auberginen Bangladesch 2020/21, Anzahl der Landwirte, Anbaufläche in ha

Anbaufläche und Anzahl der Kleinbauern, die in Bangladesch Bt-Auberginen ausgesät haben.

Bt-Aubergine Brinjal Bangladesch Befall durch Auberginenfruchtbohrer

Die Raupen des Auberginenfruchtbohrers bohren sich in die Früchte und höhlen diese aus. Trotz Insektiziden sind die Ernteverluste hoch.

Bt-Brinjal Bangladesch

Bt-Auberginen bleiben weitgehend frei von Schädlingsbefall.

Fotos: Cornell Alliance for Science, Cornell University, McCandless/Cornell
großes Foto oben: Cornell Alliance for Science

Auberginen, auch Brinjal genannt, sind in Bangladesch ein preiswertes und beliebtes Gemüse. Sie werden auf etwa 50.000 Hektar von 150.000 Kleinbauern für lokale Märkte angebaut. Vor allem ein Schädling macht den Bauern zu schaffen: Der Auberginenfruchtbohrer. Die Falter schädigen junge Triebe und Blüten, ihre Larven bohren sich in die Früchte der Pflanzen, die dann nur noch schwer zu vermarkten sind. Üblicherweise werden deshalb große Mengen – 80 Spritzungen und mehr, in manchen Regionen sogar 140 und mehr – an Insektiziden ausgebracht. Und trotzdem sind die Ernteverluste hoch und liegen zwischen 30 und 90 Prozent.

In den letzten Jahren haben immer mehr Landwirte Zugang zu einer neuen Bekämpfungsstrategie. 2013 wurden gentechnisch veränderte Bt-Auberginen vom zuständigen National Committee on Biosafety (NCB) für einen begrenzten kontrollierten Anbau zugelassen. Im Januar 2014 erhielten zunächst 20 Bauern Saatgut von vier verschiedenen Linien der Bt-Aubergine (BARI Bt Begun 1-4). 2020/21 nutzten bereits mehr als 65.000 Kleinbauern das Bt-Saatgut. Die Anbaufläche betrug etwa 6400 Hektar. Die Früchte können jetzt auf lokalen Märkten verkauft werden.

Entwickelt wurde die Bt-Aubergine von der indischen Firma Mahyco. Sie brachte ein Gen (Cry1Ac) aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis (Bt) in die Aubergine ein (Event EE-1). Es ist das gleiche Gen, was schon seit langem auch im Baumwollanbau genutzt wird. Aufgrund des eingeführten Bt-Gens bilden die Pflanzen einen insektiziden Stoff, Bt-Protein, der spezifisch bestimmte Schädlinge, in diesem Fall einen Falter, abtötet. Die Bt-Aubergine erwies sich als wirksam gegen den Auberginenfruchtbohrer und wurde dem Bangladesh Agricultural Research Institute (BARI) zur Verfügung gestellt - unter dem Dach einer öffentlich-privaten Partnerschaft, des Agricultural Biotechnology Support Program II (seit 2014 South Asia Eggplant Improvement Partnership). BARI brachte das Bt-Event in neun lokale Brinjalsorten ein. Vier davon sind bereits zugelassen, drei weitere befinden sich im Zulassungsprozeß.

Seit der Anbausaison 2016/17 wird das Saatgut nicht mehr nur vom BARI und einer weiteren Agrarforschungseinrichtung der Regierung kostenlos ausgegeben, sondern zusätzlich von der Bangladesh Agricultural Development Corporation gegen eine geringe Gebühr verkauft. Da das Saatgut bislang kein Hybridsaatgut ist, können die Bauern Samen aus der Ernte wiederaussäen.

Im Versuchsanbau des BARI über mehrere Jahre (2015-17) zeigte sich, dass Bt-Brinjal den Schädling sehr wirksam in Schach halten kann. Bei den Bt-Auberginen war weniger als ein Prozent Schädlingsbefall zu beobachten im Vergleich zu 35 bis 45 Prozent bei den Nicht-Bt-Pflanzen, trotz wöchentlicher Insektizid-Spritzungen.

Mehrere den Anbau begleitende Studien belegen, warum sich immer mehr Landwirte für die Bt-Aubergine entscheiden: Bt-Auberginen erbrachten deutlich mehr Ertrag als konventionelle Sorten und führten zu Mehreinnahmen für die Landwirte. Eine aktuelle Veröffentlichung berichtet von 19,6 Prozent mehr Ertrag und 21,7 Prozent höheren Einnahmen (Shelton et al. 2020), eine weitere Studie sogar von 51 Prozent Ertragssteigerung und 128 Prozent höheren Nettoerlösen (Akhter et al. 2020). Beim Anbau von Bt-Auberginen konnte zudem die Menge der eingesetzten Insektizide drastisch gesenkt werden, was sowohl zu einer Kostenersparnis von bis zu 60 Prozent führte als auch die gesundheitliche Belastung durch den Insektizideinsatz verringerte. Die meisten Kleinbauern (über 80 Prozent), die Bt-Auberginen angebaut hatten, waren mit den Erträgen und der Qualität der Auberginen zufrieden.

Bangladesch ist das erste Land, in dem Bt-Auberginen angebaut werden dürfen. Im benachbarten Indien und auf den Philippinen, die eine sehr starke Opposition gegen die Nutzung von Gentechnik in der Landwirtschaft haben, sind Anbauzulassungen vorerst nicht absehbar.

Bt-Brinjal ist die erste gentechnisch veränderte Pflanze, die in Bangladesch auf den Feldern steht. Landwirte, Wissenschaftler und Behördenvertreter sind deshalb gefordert, erste Erfahrungen zu sammeln und den dauerhaften Erfolg der Bt-Technologie zu sichern. Dazu gehört insbesondere ein Resistenzmangement. So müssen sogenannte Refugien mit Nicht-Bt-Pflanzen angelegt werden, damit beginnende Resistenzen gegen den Bt-Wirkstoff immer wieder ausgedünnt werden. Für die Anfangsphase wurde ein Anteil von fünf Prozent Nicht-Bt-Pflanzen festgelgt. Für die Zukunft wird angestrebt, mehrere Bt-Gene in einzelne Sorten einzubringen, auch das kann einer Resistenzbildung vorbeugen.

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