
Tabak
Anbau-Zulassung | USA (2002) |
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Anbau | USA |
Forschung | Molecular Pharming, Grundlagenforschung |
Freilandversuche | EU: 65 (7 Länder) USA: 608, weitere 10 Länder |
Tabak wird weltweit in über 100 Ländern angebaut, bevorzugt in warm-gemäßigten und subtropischen Klimaregionen. Hauptanbauland für Tabak ist China. Es folgen Brasilien, Indien, USA und Indonesien. Die Anbaufläche betrug 2019 weltweit etwa 3,6 Millionen Hektar.
Von der Tabakpflanze werden ausschließlich die Blätter verwendet. Sie werden getrocknet, fermentiert, geschnitten und verarbeitet zu Zigarren oder Zigaretten, Kau- oder Schnupftabak.
Beispiele Forschung und Entwicklung (Gentechnik, neue Züchtungsverfahren)
Modellpflanze für die Grundlagenforschung. Tabak dient in der Biologie als Modellpflanze, um neue Verfahren zu erproben und die Funktionen bestimmter Gene zu erforschen. Der Vorteil bei Tabak ist, dass das Genom schneller und einfacher verändert werden kann als bei anderen Pflanzen. In der Regel finden die Versuche in Laboren und Gewächshäusern unter S1-Bedingungen statt. Manchmal ist es erforderlich, Pflanzen und das Verhalten bestimmter Gensequenzen unter Freilandbedingungen zu beobachten.
Freisetzungsversuche mit gv-Tabak sind daher in vielen Fällen nicht der Produktentwicklung zuzuordnen, sondern der Grundlagenforschung, etwa Versuche zu folgenden Zielen:
- Ertragssteigerung, etwa durch erhöhte Photosyntheserate und effektivere Stickstoffverwertung
- Biologischer Einschluss: Verfahren, neue Gene nicht in den Zellkern von Pflanzen einzuschleusen, sondern in Zellbestandteile (Plastidentransformation)
- veränderter Blühzeitpunkt, Verlängerung der Wachstumsperiode durch Verschieben des Blühzeitpunks (Steigerung der Biomasse)
- verschiedene Phänotyp-Veränderungen wie veränderte Bewurzelung, veränderte Oberflächenstruktur der Blätter
- Anpassung an Klima- und Standortfaktoren (Dürre- und Kältetoleranz, Salztoleranz)
- bessere Aufnahme und Verwertung von Phosphor mit dem Ziel Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu reduzieren
Produktionssystem für Pharmawirkstoffe oder industriell nutzbare Substanzen (Molecular Pharming). Mit dem Rückgang des Tabakkonsums in vielen Ländern wird nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für Tabak gesucht.
Tabak wird oft als „Produktionsplattform“ für hochwertige „tabakfremde“ Stoffe gewählt, da es relativ einfach ist, die entsprechenden Gene in Tabak einzuschleusen. In einigen Fällen ist es gelungen, die gewünschten Stoffe - meist Proteine - in vergleichsweise hohen Anteilen in Tabakblättern zu erzeugen. Oft ist die Produktion in Tabak und die Isolierung der jeweiligen Substanzen aus dem Pflanzenmaterial preiswerter und deutlich schneller als andere Herstellungswege, etwa biotechnologisch mit Mikroorganismen. Zudem wird Tabak nicht als Futter- oder Lebensmittel verwendet. Dadurch ist es einfacher, Wirkstoffe in Tabak herzustellen, ohne Vermischungen mit Lebens- oder Futtermitteln befürchten zu müssen.
Mehreren Forschungseinrichtungen und Unternehmen ist es gelungen, in Tabak spezifische, gegen bestimmte pathogene Viren gerichtete Antikörper zu produzieren, etwa gegen HIV, Ebola oder Malaria. Auch die Herstellung von Antikörpern und Impfstoffen gegen das neuartige Corona-Virus (Sars-CoV-2) soll in Tabak möglich werden. Neben pharmakologischen Wirkstoffen können auch Zusatzstoffe für Futtermittel (z.B. Astaxanthin, ein Antioxidanz, das in der Lachszucht verfüttert wird) oder industriell nutzbare Stoffe (z.B. Cyanophycin für die chemische Industrie) in Tabakpflanzen produziert werden. Die Herstellung in Tabak ist wesentlich günstiger als auf herkömmlichem Wege.
Sollte es zu kommerziellen Anwendungen kommen, würden solche Tabakpflanzen in der Regel nicht auf freiem Feld angebaut, sondern in geschlossenen Gewächshäusern.

Tabak mit geringerem Nikotingehalt. Unter dem Markennamen Quest kamen 2003 in den USA die ersten „nikotinfreien“ Zigaretten auf den Markt. In den Pflanzen war mit gentechnischen Verfahren ein Enzym blockiert, welches an der Nikotinbildung beteiligt ist. Inzwischen sind andere nikotinfreie Zigaretten auf dem Markt.
Herbizidtoleranz: 1994 wurde ein in Frankreich entwickelter herbizidtoleranter Tabak zugelassen. Diese Zulassung ist nach heutigem Recht nicht mehr gültig. Einen nennenswerten Anbau gab es in Frankreich nicht.
Freilandversuche mit gv-Tabak
Die Karte zeigt, in welchen Ländern Freilandversuche durchgeführt wurden.
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Großes Foto oben: Charoenpornpimongul 123RF
Themen
Im Web
- Fraunhofer IME, Pflanzen-basierte Expressionsplattform zur Produktion rekombinanter Proteine
- Pflanzen als Bioreaktoren. Max-Plack-Gesellschaft, 10.03.2020
- Biotech: Warum Medikamente künftig in Tabak wachsen. Heise online, 21.02.2020
- Can GMO tobacco plants produce vaccines for the coronavirus, flu and ebola? Genetic Literacy Project, 21.02.2020
- Fighting Ebola with tobacco plants bioengineered to produce spider silk. Genetic Literacy Project, 29.03.2018
- Ma, J. et al. (2015) Regulatory approval and a first‐in‐human phase I clinical trial of a monoclonal antibody produced in transgenic tobacco plants. Plant Biotechnology Journal 13, 1106–1120
- Tabak als nachhaltige Produktionsplattform des natürlichen Biopolymers Cyanophycin als Nebenprodukt zu Öl und Protein
- H. Nausch et al (2016) Tobacco as platform for a commercial production of cyanophycin. N Biotechnol.