Sojabohnen, Pestizide

Pestizide beim Gentechnik-Anbau in den USA: Mal mehr, mal weniger

(19.09.2016) In den USA sind beim Sojaanbau zwischen 1998 und 2011 mehr Herbizide - vor allem Glyphosat - auf die Felder gespritzt worden, bei Mais ging die Menge der Insektizide dagegen deutlich zurück. Eine neue Studie bestätigt frühere Ergebnisse: Ob ein verstärkter Anbau gentechnisch veränderte Pflanzen zu mehr oder weniger Pflanzenschutzmitteln führt, ist nicht pauschal zu beantworten. Nach Angaben der Autoren ist es die bislang umfangreichste Untersuchung zu diesem Thema.

Federico Ciliberto

Federico Ciliberto, Agrarökonom an der University of Virginia und einer der Autoren der Studie: „Offenbar wurden die Unkräuter mit der Zeit resistent und die Farmer haben weitere Herbizide eingesetzt, und mehr davon.“
Foto: Dan Addison, _University of Virginia_

Pestizideinsatz USA 1998 bis 2011 bei gv-Soja und gv-Mais im Vergleich mit konventionellem Anbau, in Prozent

Durchschnittlicher Mehr- bzw. Weniger-Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln bei gv-Sojabohnen und gv-Mais, USA 1998 bis 2011.

Insektizideinsatz bei Mais in den USA 1998 bis 2011

Der Insektizideinsatz bei Mais verringerte sich zwischen 1998 und 2011 um 75 Prozent.

Herbizideinsatz bei Mais in den USA 1998 bis 2011

Der Herbizidverbrauch bei Soja stieg seit 2006 deutlich an. Etwa um diese Zeit tauchten die ersten Unkräuter auf, die gegen den Wirkstoff Glyphosat resistent sind.

In den USA werden Mais und Sojabohnen jeweils auf über 30 Millionen Hektar großflächig angebaut, und zwar überwiegend gentechnisch veränderte (gv-)Sorten. 92 Prozent der gesamten Anbaufläche waren es 2016 bei Mais, bei Soja sogar 94 Prozent. Bei gentechnisch verändertem Mais steht das Merkmal Insektenresistenz im Vordergrund, immer mehr ist aber seit Mitte der 2000er Jahre die Herbizidresistenz, auch: Herbizidtoleranz als wichtige Eigenschaft hinzugekommen, meist kombiniert mit Insektenresistenz. Bei Sojabohnen geht es ausschließlich um Herbizidresistenz.

Nun ist eine weitere Studie - unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universitäten Kansas, Virginia, Michigan und Iowa - der Fragestellung nachgegangen, in welchem Maße gentechnisch veränderte Pflanzen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringern oder ansteigen lassen – und zwar bei den Kulturarten Mais und Soja. Die Studie stützt sich auf Daten eines Marktforschungsinstitutes (GFK Kynetec), das auf Erhebung landwirtschaftlicher Daten spezialisiert ist. Zwischen 1998 und 2011 wurde jährlich bei über 5000 Landwirten abgefragt, welche Pflanzenschutzmittel sie in welchen Mengen auf ihren Anbauflächen ausgebracht hatten in Kombination mit Angaben zu den angebauten Kulturen und der Größe der Flächen.

Im Ergebnis bestätige die Untersuchung vorherige Studien, so die Autoren, sie sei allerdings insgesamt weniger optimistisch als die meisten anderen. Im Vergleich mit konventionellen Landwirten sprühten die gv-Soja anbauenden Farmer im untersuchten Zeitraum durchschnittlich 28 Prozent mehr Herbizide auf ihre Äcker. Bei den Anbauern von gv-Mais waren es hingegen 1,2 Prozent weniger.

Deutlich eingespart wurde bei den Insektiziden. 11,2 Prozent weniger wurden auf den Flächen mit gentechnisch verändertem Bt-Mais im Vergleich mit konventionellen Feldern ausgebracht. Landwirte, die konventionellen Mais anbauen, profitieren offenbar ebenfalls vom Bt-Mais-Anbau. Auch sie kamen mit immer weniger Insektiziden aus, da die Populationen der Maisschädlinge durch den jahrelangen Einsatz von Bt-Pflanzen deutlich dezimiert wurden. 2011 wurden auf Maisfeldern 75 Prozent weniger Insektizide gespritzt als noch 1998.

Bei diesen Ergebnissen wurden die Pflanzenschutzmittel nach der eingesetzten Menge (kg/ha) aufsummiert. Um die Umweltverträglichkeit des Pestizideinsatzes zu bewerten, wurden die einzelnen chemischen Mittel und ihre Bestandteile zusätzlich mit einem speziellen Umweltfaktor (environmental impact quotient, EIQ) gewichtet. Meist änderte sich dadurch der generelle Trend des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes nicht, zum Teil ergab sich aber ein anderes Bild. Insbesondere der durchschnittliche Herbizidverbrauch bei gv-Sojabohnen im Vergleich zum konventionellen Anbau reduzierte sich deutlich und lag in etwa nur noch gleich hoch. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der bei gv-Pflanzen als Komplementärherbizid eingesetzte Wirkstoff Glyphosat umweltverträglicher ist als andere Herbizide. Obwohl von Beginn an beim Anbau von gv-Sojabohnen mehr Herbizide ausgebracht wurden, konnte dies bis 2003 durch die bessere Umweltbilanz von Glyphosat ausgeglichen werden.

Auch bei Mais wurden im Lauf der Zeit immer mehr Herbizide ausgebracht, 2008 erstmals mehr als beim konventionellen Anbau. Berücksichtigt man den Umweltfaktor war in der Gesamtbilanz von 1998 bis 2011 der Herbizideinsatz bei gv-Mais jedoch um 9,8 Prozent niedriger.

Auffallend ist, dass ab etwa 2006 der Herbizideinsatz insbesondere bei Soja kräftig anstieg und zunehmend auch wieder andere Herbizide als Glyphosat eingesetzt wurden. Ein Grund hierfür ist vermutlich, dass zunehmend glyphosat-resistente Unkräuter auftauchten. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden auf 70 Prozent der Anbauflächen mit gv-Soja und auf 50 bis 60 Prozent mit gv-Mais ausschließlich Glyphosat zur Unkrautbeseitigung eingesetzt. Das hat dazu geführt, dass eine Reihe von Unkräutern den Wirkstoff nun auch vertragen. In der Folge wurden immer größere Mengen Glyphosat ausgebracht und auch auf andere, meist ältere Herbizide zurückgegriffen. Bei Bt-Mais konnte die Entwicklung resistenter Schädlinge bis auf wenige Ausnahmen durch Ausweisung sogenannter Refugienflächen bislang verhindert werden.

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