
Aussaat 2022: Anbau von Gentechnik-Pflanzen bleibt in den USA auf hohem Niveau
Im Frühjahr 2022 haben die Farmer in den USA fast genau so viel gentechnisch veränderte Pflanzen ausgesät wie im Vorjahr. Bei Mais, Soja und Baumwolle sanken die damit bewirtschafteten Flächen leicht auf 71,9 Millionen Hektar. Dennoch hat haben sich GVO-Sorten nahezu flächendeckend etabliert: Ihr Anteil an der jeweiligen Gesamtfläche liegt zwischen 93 und 95 Prozent. Hinzu kommen weitere 2,5 Millionen Hektar mit gv-Sorten bei Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln, Squash, Papaya, Apfelbäumen und Alfalfa. Eine Trendumkehr ist nicht zu erkennen.
Fläche in Mio. ha | Anteil in % | |
---|---|---|
Gv-Soja | 33,9 + | 95 |
Gv-Mais | 33,8 - | 93 |
Gv-Baumwolle | 4,7+ | 95 |
Gesamt- fläche GVO 2022 | 71,9 | - 1,6% |
2021 | 73,1 | |
2020 | 70,8 | |
2019 | 70,0 |



USA: Gesamtanbaufläche und Fläche mit gv-Sorten; in Mio. Hektar: Sojabohnen (oben), Mais (Mitte), Baumwolle (unten)
Foto oben: iStock
Auch wenn in den USA Genfood längst nicht mehr unumstritten ist und inzwischen viele non-GMO-Produkte im Handel sind - für die Farmer in den großen landwirtschaftlichen Regionen ist das offenbar kein Anlass für einen Strategiewechsel bei der Sortenwahl. Im Gegenteil. Bei Sojabohnen, Mais und Baumwolle - neben Weizen die wichtigsten Kulturarten - ist die Gentechnik im landwirtschaftlichen System fest etabliert. Gv-Sorten die Regel. Seit Jahren verharren die mit konventionellen Sorten bewirtschafteten Flächen bei einem Anteil um fünf Prozent. Daran hat sich auch 2022 nichts geändert.
Nach den offiziellen Zahlen des statistischen Dienstes der US-Landwirtschaftsbehörde (NASS) haben die Farmer im Frühjahr 2022 fast genau so viel gentechnisch veränderte Soja-, Mais- und Baumwollpflanzen ausgesät wie im Vorjahr - bei diesen Kulturarten summieren sich die Flächen auf 71,9 Mio. Hektar, ein leichtes Minus von 1,2 Mio. Hektar. Der Rückgang geht vor allem auf das Konto eines gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent verringerten Maisanbaus in den USA. Bei Sojabohnen und Baumwolle stiegen die Gesamtflächen dagegen wieder an.
Erneut haben die US-Farmer Sojabohnen 2022 auf mehr Feldern ausgesät, mit einem Prozent war der Anstieg jedoch geringer als im Vorjahr. Da der GVO-Anteil unverändert bei 95 Prozent liegt, stiegen die mit gv-Sojabohnen bestellten Flächen um 1,2 auf nunmehr 33,9 Mio. Hektar. Es sind weiterhin ausschließlich gv-Sojabohnen mit Resistenzen gegen einen oder mehrere Herbizidwirkstoffe auf dem Markt.
Bei Mais gingen die Gesamtflächen 2022 um vier Prozent zurück. Der GVO-Anteil liegt unverändert bei 93 Prozent. Der Anbau von gv-Maissorten sank parallel mit dem verringerten Maisanbau auf 33,8 Mio. Hektar. Die meisten (81 Prozent) verfügen über mehrere Insekten- und Herbizidresistenzen (Stacked Genes). Im Handel sind verschiedene Sorten, die zwei oder mehr Varianten des Bt-Proteins bilden, die gegen Schädlinge wie etwa den Maiszünsler (European Corn borer) oder den Maiswurzelbohrer (Corn root worm) gerichtet sind. Zusätzlich sind diese Maispflanzen resistent gegen verschiedene Herbizide. Gv-Maissorten, die ausschließlich Insekten- (3 Prozent) oder Herbizidresistenzen (9 Prozent) besitzen, spielen auf dem Markt kaum noch eine Rolle.
Deutlich zugelegt hat der Anbau von Baumwolle. Die Gesamtflächen stiegen um elf Prozent, dagegen ging der GVO-Anteil um zwei auf nunmehr 95 Prozent zurück. Unterm Strich bleibt ein leichter Zuwachs bei gv-Baumwolle. Deren Flächen summieren sich nun auf 4,7 Mio. Hektar. Auch bei Baumwolle werden überwiegend Stacked Genes-Sorten mit Kombinationen von Herbizid- und Schädlingsresistenzen ausgesät (86 Prozent).
Die aktuellen Anbauzahlen deuten darauf hin, dass die US-Farmer nach wie vor von den Vorteilen gentechnisch veränderter Sorten mit Herbizid- und Insektenresistenzen überzeugt sind und sich ihr Anbau ökonomisch rechnet. Auch die in einigen Regionen zunehmenden Probleme mit resistenten Unkräutern und Schädlingen haben nicht zu einer veränderten Saatgut-Nachfrage geführt.
In einigen Regionen haben sich inzwischen verschiedene Unkräuter verbreitet, die gegen den überwiegend ausgebrachten Herbizidwirkstoff Glyphosat (Roundup) resistent geworden sind. Allerdings sind die Landwirte deswegen kaum zu herkömmlicher Unkrautbekämpfung zurückgekehrt, sondern bevorzugen neue gv-Sorten, die über Toleranzen gegen weitere Herbizid-Wirkstoffe verfügen, mit denen auch die Roundup-resistenten Unkräuter bekämpft werden können. Außerdem können die Landwirte nun im Wechsel verschiedene Herbizide ausbringen und so der Resistenzbildung bei den Unkräutern entgegenwirken.
Auch bei Mais und Baumwolle bevorzugen die meisten Farmen weiterhin gv-Sorten. Zwar treten im Mittleren Westen verstärkt Maiswurzelbohrer auf, die gegen den Wirkstoff (Bt-Protein Cry3Bb1) im gv-Mais resistent geworden sind. Doch da das Konzept gegen den wichtigsten Schädling - den Maiszünsler - weiterhin wirksam ist, entscheiden sich die meisten Farmer nun für solche gv-Maissorten, die mehrere Bt-Proteine bilden und damit beide Schädlinge abwehren. Mehrere, „gestapelte“ Bt-Varianten in den neuen Sorten sollen zudem die Resistenzbildung erschweren.
Neben Soja, Mais und Baumwolle nutzen US-Farmer gv-Sorten noch bei weiteren Kulturarten: Auf größeren Flächen bei Zuckerrüben, Raps und der Futterpflanze Alfalfa, auf kleinen bei Squash (Kürbisart), Papayas, Kartoffeln und Apfelbäumen. Deren Flächen summierten sich 2019 auf etwa 2,5 Millionen Hektar.
- Die aktuellen Zahlen für Soja, Mais und Baumwolle beziehen sich auf die jeweiligen Flächen nach der Aussaat 2021. Sie werden vom National Agricultural Statistics Service, NASS) der US-Landwirtschaftsbehörde USDA herausgegeben und basieren auf Auswertungen von Saatgutverkäufen und repräsentativen Befragungen von Landwirten. Die später im Herbst geernteten Flächen sind in der Regel etwas niedriger.
- Bei den übrigen gv-Pflanzen werden die GVO-Flächen nicht von der amtlichen Statistik erfasst. Die oben genannten Flächen stammen aus anderen Quellen.