Wieder mehr Freilandversuche in der EU – die meisten mit CRISPR-editierten Pflanzen
In der EU wurden 2025 18 Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen neu angemeldet, genau so viele wie 2024. Die Anzahl der bei der zuständigen Stelle in Brüssel registrierten Freisetzungen hat sich zwar auf niedrigem Niveau eingependelt, ist aber in der Tendenz wieder steigend. Immer öfter werden Pflanzen im Freiland getestet, die mit der Gen-Schere CRISPR/Cas verändert wurden. Inzwischen sind dies mehr als zwei Drittel. In Deutschland gibt es seit 2013 keine Freilandversuche mit gv-Pflanzen mehr.

Freisetzungen von gv-Pflanzen EU 2008-2025. Anzahl der von den Mitgliedstaaten in einem Jahr neu eingereichten Anträge. 2025 wurden 18 Freisetzungen beantragt. (Stand: November 2025)

Freisetzungen in Deutschland 2005-2013. Anzahl
der Standorte (durchgeführte Freisetzungen)
In Deutschland gibt es seit 2013 keine Freisetzungen mehr.
Freilandversuche:
Rechtsvorschriften in Europa
Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen werden in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten geprüft und - falls keine Gefahren für Mensch und Umwelt bestehen - genehmigt. Die nationalen Behörden melden die Anträge bei der EU-Kommission. Ein Antrag kann Freilandversuche mit einer bestimmten gv-Pflanze an mehreren Standorten und über mehrere Jahre umfassen.
2025 verzeichnet die EU-Kommission 18 neu beantragte Freisetzungen mit gentechnisch veränderten (gv-)Pflanzen. 2024 waren es genau so viele. Die EU-Mitgliedstaaten müssen jeden Antrag – unabhängig davon, ob er später genehmigt und dann auch tatsächlich durchgeführt wird – an die EU-Kommission melden.
Inzwischen geht es bei den Anträgen überwiegend um Pflanzen, die mit neuen genomischen Techniken (NGT) wie der Genschere CRISPR/Cas verändert wurden. Anders als in vielen Ländern gelten solche Pflanzen in der EU immer noch als GVO (gentechnisch veränderter Organismus) und fallen somit unter das seit mehr als 25 Jahren geltende Gentechnik-Recht.
Doch das könnte sich bald ändern: Nach dem Vorschlag der EU-Kommission sollen künftig einfache editierte Pflanzen ohne neu eingefügte Fremdgene (NGT1) bei der jeweiligen nationalen Behörde nur noch angemeldet werden. Noch ist nicht absehbar, wann diese Reform rechtskräftig wird.
Fünf der 2025 gemeldeten Anträge für GVO-Freisetzungen kommen aus Spanien, vier aus Tschechien, je drei aus Dänemark und Italien, je einer aus Belgien, Schweden und den Niederlanden. In der Regel handelt es sich dabei um Forschungsprojekte. Untersucht wird, ob die unter Labor- und Gewächshausbedingungen entwickelten Pflanzen auch im Freiland die beabsichtigten Eigenschaften zeigen.
- Die spanische Univerity of Lleida hat zwei Anträge für die Freisetzung von Reis eingereicht. Das ist zum einen Reis, in den ein Gen aus Algen eingefügt wurde. Damit soll eine Ertragssteigerung erreicht werden. Zum andern wurde in Reis mit Hilfe der Gen-Schere CRISPR/Cas ein Gen (BSR-d1) blockiert. Das Verhalten dieser Reispflanzen im Feld soll untersucht werden.
- Die spanische Firma GCM Citrus SL will bis 2035 Orangenpflanzen freisetzen, bei denen der Anthocyan- und Carotinoid-Gehalt gesteigert wurde, um die Fruchtqualität zu verbessern. Zum Einsatz kamen sowohl die Genschere CRISPR-Cas als auch cisgene und intragene Methoden.
- Ebenfalls in Spanien will das belgische Institut VIB (Vlaams Interuniversitair Instituut voor Biotechnologie) trockentoleranten Mais im Freiland testen. Mit CRISPR wurde ein Gen inaktiviert.
- Bei einem weiteren Antrag aus Spanien geht es um die Freisetzung einer herbizidresistenten Sojabohne durch das Saatgutunternehmen INARI zum Zwecke der Saatgutvermehrung.
- Dänemark hat drei Freisetzungen mit Kartoffeln beantragt. KMC, eine Genossenschaft dänischer Stärkekartoffel-Anbauer, setzt damit seine Versuche aus den Vorjahren fort. Durch CRISPR-Mutationen sowie auch durch Übertragung von Genen aus Wildkartoffeln (Cisgenese) veränderte Kartoffellinien haben eine geringere Krankheitsanfälligkeit bei Befall durch die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans).
- Die tschechische Academy of Sciences plant Freisetzungen mit verschiedenen Gerstenlinien, bei denen durch CRISPR-Mutationen in jeweils einem Gen (HvPIL und VRN1) die Regulation von Pflanzenwachstum und Blühzeitpunkt beeinflusst wird.
- Ebenfalls aus Tschechien kommen zwei weitere Anträge für die Freisetzung von Gerste. Die Firma Úsovsko a.s. will Gerste als Produktionsorganismus für einen Impfstoff gegen Virusinfektionen bei Lachs und Karpfen einsetzen. Durch eine CRISPR-Mutation bei einer weiteren Gerstenlinie will sie die Effizienz der Stickstoffverwertung steigern, um das Pflanzenwachstum zu verbessern. Der Start der Versuche ist für 2026 geplant
- Die Universität Mailand (Università degli Studi di Milano) hat für 2025 erneut Feldversuche beantragt mit Reis, der eine Resistenz gegen die Reisbräune aufweist. Hierbei wurden mit der Gen-Schere CRISPR/Cas drei Gene (Pi21, HMA1, HMA2) stillgelegt.
- Aus Italien kommen zwei weitere Anträge: Die Universität Turin plant Freisetzungen mit Tomaten, die durch eine CRISPR-Mutation in einem Gen (DMR6) widerstandsfähiger gegen die Kraut- und Knollenfäule sind. Die Fondazione Edmund Mach testet die Resistenz gegen Apfelschorf bei der Sorte Gala. In die Apfelpflanzen wurden Gene aus Wildapfel eingeführt (cisgen).
- Das belgische Forschungsinstitut VIB (Vlaams Interuniversitair Instituut voor Biotechnologie) testet 2025 Mais im Freiland, bei dem durch Stilllegung zweier Gene (GRF10 und TCP42) mit Hilfe der Gen-Schere eine Ertragssteigerung erreicht werden soll.
- An der schwedischen Umeå University wird die Grundlagenforschung zur Fotosynthese und der Funktion einzelner Pflanzenhormone fortgesetzt (bis 2029). Hierfür werden verschiedene u.a. auch mit CRISPR modifizierte Linien der Modellpflanze Arabidopsis im Freiland getestet.
- Die niederländische Universität Wageningen setzt ihre langjährigen Freilandversuche mit Kartoffeln, die besser gegen die Kraut- und Knollenfäule gewappnet sind, fort. Es werden zum einen cisgene Kartoffellinien freigesetzt, in die Gene aus Wildkartoffel übertragen wurden. Zum anderen sind es Kartoffellinien, bei denen bestimmte Empfindlichkeitsgene mit Hilfe der Genschere stillgelegt wurden.
Laufende Freilandversuche in der EU 2025:*
| Apfel | Niederlande | mehr roter Farbstoff (Anthocyan) |
| Italien | Resistenz gegen Apfelschorf (cisgen) | |
| Arabidopsis | Schweden | Grundlagenforschung Fotosynthese (u.a. mit CRISPR) |
| Brokkoli | Spanien | erhöhte Trocken- und Salztoleranz (mit CRISPR) |
| Gerste | Tschechien | Produktion von antibakteriellem LL-37 Regulation Pflanzenwachstum (mit CRISPR) |
| Island | Molecular Farming: Wachstumsfaktoren für Stammzell-basierte Forschung und Fleisch aus Zellkulturen | |
| Kartoffel | Schweden | verbesserte Stärkequalität, weniger ungesunde Inhaltsstoffe, Krankheitsresistenz (mit CRISPR) Krankheitsresistenz, Ertragssteigerung (u.a. mit CRISPR) Grundlagenforschung Pilzresistenz (Genome Editing und RNAi) |
| Dänemark | Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule (mit CRISPR, cisgen) | |
| Lettland | Resistenz gegen Kartoffelkäfer | |
| Mais | Belgien | Wachsmais, Pilzresistenz (mit CRISPR) Ertragssteigerung (mit CRISPR) Bessere Verdaulichkeit (mit CRISPR) |
| Spanien | Resistenz gegen Maisblattfäule und Maisrost (mit CRISPR) Wachsmais für industrielle Nutzung (mit CRISPR) Trockentoleranz (mit CRISPR) |
|
| Orange | Italien | Verbesserung der Fruchtqualität (u.a. mit CRISPR) |
| Pappel, Aspen | Schweden | Grundlagenforschung Baumbiologie (u.a. mit CRISPR) Trockenstress-Toleranz, mehr Biomasse (u.a. mit CRISPR) Lignin-Reduktion (mit CRISPR) |
| Belgien | weniger Lignin, mehr Zellulose (u.a. RNAi) Lignin-Reduktion |
|
| Pflaume | Rumänien Tschechien |
Virusresistenz (Plum Pox Virus) |
| Spanien | transgene Pflaumen-Wurzelstöcke als Unterlage für Pfirsich, Aprikose, kräftiger und fitter bei Wassermangel | |
| Reis | Italien | Resistenz gegen Reisbräune (mit CRISPR) |
| Spanien | Grundlagenforschung (mit CRISPR) Ertragssteigerung (Gen aus Algen) |
|
| Sojabohne | Spanien | Herbizidresistenz, Saatgutvermehrung |
| Tabak | Spanien | Produktion von Thaumatin (Süßstoff) erhöhte Anatabin-Produktion (Tabak-Alkaloid) (mit CRISPR) |
| Tomate | Italien | Unkrautresistenz, (mit CRISPR) Pilzresistenz (Phytophthora) (mit CRISPR) |
| Wein | Italien | Pilzresistenz bei Chardonnay (mit CRISPR) |
* Bei der EU-Kommission für 2025 gemeldete Freisetzungen. Das bedeutet nicht, dass diese auch tatsächlich durchgeführt werden.



