Aussaat

USA: Gentechnik-Pflanzen auf 60 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen

Im Frühjahr 2023 haben die Farmer in den USA fast genau so viel gentechnisch veränderte Pflanzen ausgesät wie im Vorjahr. Bei Mais, Soja und Baumwolle sanken die damit bewirtschafteten Flächen leicht auf knapp 72 Millionen Hektar. Ihr Anteil an der jeweiligen Gesamtfläche liegt zwischen 93 und 97 Prozent. Hinzu kommen weitere gut 1,5 Millionen Hektar mit gv-Sorten bei Raps und Zuckerrüben sowie 1,8 Millionen Hektar bei Alfalfa (Luzerne). Kleinere mit GVO bewirtschaftete Flächen gibt es bei Kartoffeln, Squash, Papaya und Apfelbäumen. Inzwischen stehen in den USA auf etwa 60 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen gv-Pflanzen.

Fläche in Mio. ha Anteil in %
Gv-Soja 32,1 - 95
Gv-Mais 35,4 + 93
Gv-Baumwolle 4,35 - 97
Gesamt- fläche GVO 2023 71,85 -0,8%
2022 72,4
2021 73,1
2020 70,8
Anbau Soja und gv-Soja USA, NASS
Anbau Mais und gv-Mais in den USA, NASS
Anbau Baumwolle und gv-Baumwolle in den USA; NASS

USA: Gesamtanbaufläche und Fläche mit gv-Sorten; in Mio. Hektar: Sojabohnen (oben), Mais (Mitte), Baumwolle (unten)

Foto oben: Dusan Kostic, 123RF

Auch wenn in den USA Genfood längst nicht mehr unumstritten ist und inzwischen viele Non-GMO-Produkte im Handel sind - für die Farmer in den großen landwirtschaftlichen Regionen ist das offenbar kein Anlass für einen Strategiewechsel bei der Sortenwahl. Im Gegenteil. Bei Sojabohnen, Mais und Baumwolle - neben Weizen die wichtigsten Kulturarten - ist die Gentechnik im landwirtschaftlichen System fest etabliert. Gv-Sorten die Regel. Seit Jahren verharren die mit konventionellen Sorten bewirtschafteten Flächen bei einem Anteil um fünf Prozent. Daran hat sich auch 2023 nichts geändert.

Nach den offiziellen Zahlen des statistischen Dienstes der US-Landwirtschaftsbehörde (NASS) haben die Farmer im Frühjahr 2023 fast genau so viel gentechnisch veränderte Soja-, Mais- und Baumwollpflanzen ausgesät wie im Vorjahr - bei diesen Kulturarten summieren sich die Flächen auf 71,85 Mio. Hektar. Während sich bei Sojabohnen und Baumwolle die Gesamtanbauflächen verringert haben, stiegen sie bei Mais - nach einem deutlichen Rückgang im Vorjahr - wieder an.

Die US-Farmer haben 2023 weniger Sojabohnen ausgesät als im Vorjahr, mit 5,3 Prozent war der Soja-Anbau insgesamt stark rückläufig. Da der GVO-Anteil unverändert bei 95 Prozent liegt, verringerten sich die mit gv-Sojabohnen bestellten Flächen um 1,7 auf nunmehr 32,1 Mio. Hektar. Es sind weiterhin ausschließlich gv-Sojabohnen mit Resistenzen gegen einen oder mehrere Herbizidwirkstoffe auf dem Markt.

Bei Mais stiegen die Gesamtflächen 2023 deutlich um 4,7 Prozent. Der GVO-Anteil liegt unverändert bei 93 Prozent. Der Anbau von gv-Maissorten stieg parallel zum gesamten Maisanbau auf 35,4 Mio. Hektar. Die meisten (88 Prozent) verfügen über mehrere Insekten- und Herbizidresistenzen (Stacked Genes). Im Handel sind verschiedene Sorten, die zwei oder mehr Varianten des Bt-Proteins bilden, die gegen Schädlinge wie etwa den Maiszünsler (European Corn borer) oder den Maiswurzelbohrer (Corn root worm) gerichtet sind. Zusätzlich sind diese Maispflanzen resistent gegen verschiedene Herbizide. Gv-Maissorten, die ausschließlich Insekten- (3 Prozent) oder Herbizidresistenzen (9 Prozent) besitzen, spielen auf dem Markt kaum noch eine Rolle.

Deutlich verringert hat sich der Anbau von Baumwolle. Die Gesamtflächen sind um 10,2 Prozent gesunken, dagegen stieg der GVO-Anteil um zwei auf nunmehr 97 Prozent, so dass der Rückgang bei gv-Baumwolle etwas geringer ausfällt (7,4 %). Deren Flächen summieren sich nun auf 4,35 Mio. Hektar. Auch bei Baumwolle werden überwiegend Stacked Genes-Sorten mit Kombinationen von Herbizid- und Schädlingsresistenzen ausgesät (89 %).

Die aktuellen Anbauzahlen deuten darauf hin, dass die US-Farmer nach wie vor von den Vorteilen gentechnisch veränderter Sorten mit Herbizid- und Insektenresistenzen überzeugt sind und sich ihr Anbau ökonomisch rechnet. Auch die in einigen Regionen zunehmenden Probleme mit resistenten Unkräutern und Schädlingen haben nicht zu einer veränderten Saatgut-Nachfrage geführt.

In einigen Regionen haben sich inzwischen verschiedene Unkräuter verbreitet, die gegen den überwiegend ausgebrachten Herbizidwirkstoff Glyphosat (Roundup) resistent geworden sind. Allerdings sind die Landwirte deswegen kaum zu herkömmlicher Unkrautbekämpfung zurückgekehrt, sondern bevorzugen neue gv-Sorten, die über Toleranzen gegen weitere Herbizid-Wirkstoffe verfügen, mit denen auch die Roundup-resistenten Unkräuter bekämpft werden können. Außerdem können die Landwirte nun im Wechsel verschiedene Herbizide ausbringen und so der Resistenzbildung bei den Unkräutern entgegenwirken.

Auch bei Mais und Baumwolle bevorzugen die meisten Farmen weiterhin gv-Sorten. Zwar treten im Mittleren Westen verstärkt Maiswurzelbohrer auf, die gegen den Wirkstoff (Bt-Protein Cry3Bb1) im gv-Mais resistent geworden sind. Doch da das Konzept gegen den wichtigsten Schädling - den Maiszünsler - weiterhin wirksam ist, entscheiden sich die meisten Farmer nun für solche gv-Maissorten, die mehrere Bt-Proteine bilden und damit beide Schädlinge abwehren. Mehrere, „gestapelte“ Bt-Varianten in den neuen Sorten sollen zudem die Resistenzbildung erschweren.

Auch bei Raps und Zuckerrüben sind gv-Sorten selbstverständlich

Neben Soja, Mais und Baumwolle nutzen US-Farmer gv-Sorten noch bei weiteren Kulturarten: Bei Zuckerrüben liegt der GVO-Anteil seit nunmehr gut zehn Jahren konstant bei nahezu 100 Prozent, bei Raps (Canola) zwischen 90 und 95 Prozent. Die GVO-Flächen betrugen bei Zuckerrüben etwa 450.000 Hektar (2020), bei Raps 905.000 Hektar (2028). Bei Alfalfa (Luzerne), einer in den USA wichtigen Futterpflanze, werden auf 1,8 Mio. Hektar herbizidresistente gv-Pflanzen angebaut (Anteil 2020: 20 Prozent). Hinzu kommen kleinere Flächen bei Squash (Kürbisart), Papayas, Kartoffeln und Apfelbäumen.

Neben Mais, Sojabohnen und Baumwolle summieren sich die GVO-Flächen bei den übrigen Kulturarten auf 3,0 bis 3,3 Mio. Hektar.

  • Die aktuellen Zahlen für Soja, Mais und Baumwolle beziehen sich auf die jeweiligen Flächen nach der Aussaat 2023. Sie werden vom National Agricultural Statistics Service, NASS) der US-Landwirtschaftsbehörde USDA herausgegeben und basieren auf Auswertungen von Saatgutverkäufen und repräsentativen Befragungen von Landwirten. Die später im Herbst geernteten Flächen sind in der Regel etwas niedriger.
  • Die Angaben zu den GVO-Anteilen bei Raps, Zuckerrüben und Alfalfa stützen sich auf offizielle Angaben der USDA. (siehe Im Web)